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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 974 —<br />

Inzwischen rief <strong>Ammer</strong> die Seinigen an sein Lager.<br />

Er war ruhig und gefaßt. Kinder, sprach er mit matter,<br />

immer klangloser werdender Stimme, in vergangener<br />

Nacht sah ich die Ewigkeit offen. Heute werde ich<br />

abberufen und zwar noch vor Nacht. Wenn die Sonne<br />

hinter den Hügel hinuntersinkt, wird meine Seele,<br />

sich emporschwingen zu den Wohnungen, die der Herr<br />

für uns bereit hält. Ich will also Abschied nehmen <strong>von</strong><br />

euch, nicht mit Klagen und Weinen, sondern dankend<br />

für Alles, was Gott mir gegeben hat. Durch mancherlei<br />

Fährniß sind wir <strong>von</strong> ihm geführt worden, und war’s<br />

bisweilen schwer, so konnten wir’s doch tragen. Viel<br />

hab’ ich euch nicht zu sagen. Ich wünsche nur Dreierlei<br />

und hinterlasse euch dies als mein Vermächtniß.<br />

Zum Ersten: bleibet in Gott, so bleibet ihr auch in der<br />

Liebe zu euch und Andern; zum Zweiten: vergesset<br />

nicht, was ihr erlebt habt, danntihr dem Hochmuthe<br />

nicht Raum gebt und der Böse keine Macht gewinne<br />

über euch; und endlich zum Dritten: thuet wohl, wo<br />

ihr könnt, und solltet ihr nochmals hören <strong>von</strong> ihm, der<br />

mich und euch geschädiget, so sehet zu, daß ihr ihn an<br />

euch kettet mit Banden der Liebe und bringt ihm die<br />

Verzeihung eines Sterbenden! So ihr dies thuet, werd’<br />

ich sanft ruhen im Schooße der Erde, die unser Aller<br />

Brautbett ist, in dem wir der Ewigkeit vermählt werden!<br />

<strong>Ammer</strong>’s Augen waren schon gebrochen, noch während<br />

er sprach. Seine Hand griff tastend nach den Seinigen.<br />

Ist er noch nicht da? fragte er, das erkaltende, müde<br />

Haupt in die Kissen drückend. Ich wünschte, daß<br />

er den Segen über mich sprechen sollte, wenn mein

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