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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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Einrichtung keine Aenderung erlitten hatte. Nur spielte<br />

um die hohen, hellen Fenster jetzt dunkles Weinlaub,<br />

durch dessen breite Blätter neugierige weiße Windenköpfchen<br />

lauschton und ewig nickend zum Fenster hereingrüßten.<br />

Einige Zeit lang ließ der junge <strong>Ammer</strong> seine Blicke<br />

über die großen sammtartigen Rasenplätze des Gartens<br />

schweifen, in deren Mitte ein kleiner Kreis <strong>von</strong><br />

Georginen wuchs, eine ihrer Theuerung wegen damals<br />

noch wenig gehegte Zierpflanze. Später sah er sich<br />

etwas genauer im Zimmer um, wobei er mancherlei<br />

früher nicht beachtete Gegenstände gewahrte, die ihn<br />

mehr als der stille Garten mit seinen trefflich erhaltenen<br />

Granitwegen fesselten.<br />

An der Wand über dem Sopha hing ein gar wunderbar<br />

gearbeiteter Gürtel, wie Fürchtegott früher nie<br />

einen gesehen hatte. Wer diesen Gürtel verfertigt haben<br />

möge, welchen Zweck oder Nutzen er habe, wußte<br />

er durchaus nicht zu errathen. Daneben sah er einen<br />

netzartigen Beutel, in dem eine Pfeife stack, beide<br />

Utensilien <strong>von</strong> einer Arbeit und Form, die auf ihre<br />

außereuropäische Herkunft schließen ließ. Seine Neugierde<br />

wurde immer größer, der Wunsch, seine Kenntnisse<br />

zu vermehren, wuchs zur Leidenschaft.<br />

Auf dem Arbeitstische des Grafen lagen Briefe, Manuscripte,<br />

Bücher, wie damals. <strong>Die</strong>se zu berühren, hielt<br />

den jungen <strong>Ammer</strong> eine Scheu vor allen geistigen Erzeugnissen<br />

ab, vielleicht, weil er sich zu schwach oder<br />

doch für unzureichend geschult glaubte, um darüber<br />

ein Urtheil fällen zu können. Nur ein schmales, dünnes<br />

Büchlein mit Goldschnitt, sehr fein eingebunden und

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