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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 8 —<br />

nach hinten schiebend, und mit seiner Reitgerte auf die<br />

blank gewichsten Stulpstiefeln schlagend.<br />

Nun, wie ich sehe, sprach er, bleibt der Herr Vater<br />

noch immer seinen alten Grundsätzen treu. <strong>Die</strong> lieben<br />

Söhne müssen wacker die Hände rühren, mit wenigen<br />

Groschen in der Tasche in die Welt gehen und sich<br />

ihr Brod im Schweiße ihres Angesichtes verdienen, wie<br />

der Herr es geboten – ein richtiger Altlausitzer, wie sie<br />

alle Tage rarer werden, seit wir das neue Jahrhundert<br />

schreiben. Aber freilich, freilich – wie geht’s der Frau<br />

Mutter? unterbrach er sich plötzlich, ein paar Mal hüstelnd.<br />

Doch immer frisch auf – wie? – Alert, wie vor<br />

zwanzig Jahren, als ich das erste Liebesmahl mit ihr<br />

theilte – wie?<br />

Auch dieser Erkundigung genügte Christlieb, worauf<br />

der Herrnhuter fortfuhr:<br />

Apropos, was ich sagen wollte. Wie viele Male des<br />

Jahres müßt ihr denn so brüderlich einträchtig, so<br />

kindlich gehorsam, wie’s unter Geschwistern immer<br />

sein sollte, in die Bleiche fahren?<br />

Wimmer wischte sich hierbei mit umgekehrter Hand<br />

eine Thräne der Rührung über das seltene Glück der<br />

<strong>Familie</strong> <strong>Ammer</strong> aus den Augen und lüftete den Hut,<br />

diesmal, wie es schien, wirklich vor dem Marienbilde<br />

in der Kapelle.<br />

Es kommt darauf an, ob viel oder wenig Bestellungen<br />

einlaufen, versetzte Christlieb. Sie wissen, Herr<br />

Wimmer, daß unser Vater bloß auf feste Bestellungen<br />

arbeitet, nie auf Speculation. Er will nur Weber, nicht<br />

Kaufmann sein, und da ist’s freilich nicht immer gleich.<br />

Durchschnittlich können wir aber doch annehmen, daß<br />

monatlich einmal die Bleiche <strong>von</strong> uns besucht wird.

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