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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 349 —<br />

Granitgeklipp sich lagern, hörte man das Geläut weidender<br />

Viehheerden. Wo die Sonne an hochliegenden<br />

Stoppelfeldern recht anprallte, legten viele geschäftigen<br />

Hände Flachs auf, damit er »röste« und sich dann<br />

leichter »brechen« lasse. Noch höher auf den Waldwiesen<br />

schimmerten weit ausgedehnte Bleichen, als wären<br />

sie mit schmelzendem Silber übergossen, und häufig<br />

sah man über dem blendend weißen Grunde farbige<br />

Regenbogen aufblitzen, die jedoch eben so schnell<br />

wieder verschwanden, als sie entstanden. <strong>Die</strong>se bunten<br />

Lichtbogen rührten <strong>von</strong> den Wasserstrahlen her,<br />

welche die Bleicher durch das Anfeuchten der Leinewand<br />

verursachten, das mittelst hölzerner Wurfschaufeln<br />

geschieht, um das Wasser gleichmäßig und in weitem<br />

Kreise zu vertheilen.<br />

Bisweilen schenkte Fürchtegott diesen interessanten<br />

Bildern seine Aufmerksamkeit, im Ganzen aber war er<br />

zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt und <strong>von</strong> erwartungsvoller<br />

Unruhe gequält, um lange bei der Außenwelt<br />

verweilen zu können. Es war ihm unangenehm,<br />

daß er der sehr großen Hitze wegen sein Pferd<br />

nicht mehr anstrengen konnte, denn obwohl er fast immer,<br />

wo der Weg es zuließ, einen ziemlich scharfen<br />

Trab ritt, ward ihm die Zeit doch entsetzlich lang. Und<br />

er besaß noch keine eigene Uhr! Dem sparsamen Vater<br />

wollte es durchaus nicht einleuchten, daß der minderjährige<br />

Sohn eines schlichten Leinwebers mit solch einem,<br />

damals allerdings noch sehr theuern Luxusartikel<br />

versehen sein müsse, solle er in der Welt der Bildung<br />

für voll gelten. –

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