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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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Zuneigung in verständlicher Rede zu erkennen zu geben.<br />

Gott sei Dank, daß bei sothanem Uebelstande der<br />

Mensch wenigstens noch Augen und Hände habe, die<br />

beide zusammen das ersetzen müßten, was der Mund<br />

nicht sprechen könne.<br />

Nach diesem Herzenserguß, dem Erichson sehr gelassen<br />

zuhörte, während er tapfer zulangte, wendete<br />

sich die Matrone abermals zu Fürchtegott, der mit<br />

wahrer Verwunderung die Volubilität der Zunge seiner<br />

Beschützerin und die sonderbar klingenden Worte, die<br />

ihm meistentheils völlig unaussprechbar dünkten, vernommen<br />

hatte. Wirklich legte jetzt Madame Erichson,<br />

zum höchsten Ergötzen ihres Mannes, die liebenswürdigste<br />

Miene auf, denn er fand sie nie reizender und<br />

unterhaltender, als wenn sie sich Jemand angenehm<br />

zu machen versuchte. Ihre Augen sagten also dem jungen<br />

unerfahrenen <strong>Ammer</strong>, daß sie bereit sei, ihm den<br />

kurzen Aufenthalt in Hamburg so angenehm und erheiternd<br />

wie möglich zu machen, daß sie ihn wie einen<br />

Sohn liebe, daß sie ihn wahrhaft in’s Herz geschlossen<br />

habe. Fürchtegott begriff diese, ihm zwar ganz neue,<br />

Sprache so ziemlich, nur kam ihm die Zärtlichkeit der<br />

schon bejahrten Dame höchst spaßhaft vor, weil er<br />

glauben mußte, Madame Erichson sei im Begriff, sich<br />

in ihn zu verlieben. <strong>Die</strong>sem Glauben sich hingebend,<br />

verlor sich bei Fürchtegott die bisherige Befangenheit<br />

sogleich. Er ward munter, ja lustig, und da er ganz<br />

auf das Mienenspiel der Matrone einging und ungefähr<br />

durch Blicke und Gebehrden erwiderte, so gewährte<br />

die Unterhaltung der beiden gezwungenen Stummen

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