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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 267 —<br />

in großen Tropfen <strong>von</strong> seiner bleichen Stirn. Zerstreut<br />

und um doch etwas zu thun, griff er mit zitternder<br />

Hand nach seinem Hornkamme und strich wiederholt<br />

die Fülle seiner grauen Locken damit in den Nacken.<br />

Endlich ermannte er sich wieder: Er nahm die Mütze<br />

auf, verbeugte sich vor dem Glücksboten und sagte<br />

matt und fast tonlos:<br />

Zu viel Ehre – für einen schlichten Weber. Wahrhaftig<br />

zu viel! – Treten Sie ein – in mein niedriges Haus! –<br />

– Zu viel – zu viel Glück –! Jedennoch, so der Herr oder<br />

– oder – der Zufall es gegeben hat, so will ich es annehmen<br />

mit demüthigem Herzen, damit ich es redlich<br />

verwalten – und als ehrlicher Mann zurückgeben kann,<br />

wenn es – dereinst wieder <strong>von</strong> mir – gefordert wird. –<br />

Treten Sie näher! – Florel, gib mir ein Glas Wein! Ich<br />

fühle ein trauriges Frösteln durch meine erschütterten<br />

Gebeine rieseln! –<br />

<strong>Ammer</strong> bedurfte einer langen Zeit, ehe er sich wieder<br />

vollkommen erholte. Er saß auf dem harten Kanapee<br />

des Wohnzimmers zwischen Flora und Albrecht,<br />

und hörte aufmerksam den lebhaften Erzählungen des<br />

lustigen Wieners zu. Es war ein wahres Glück, daß<br />

der Mann ununterbrochen sprach, sonst würde es wohl<br />

sehr still im Hause des Webers gewesen sein. Manchmal<br />

lächelte <strong>Ammer</strong>, wenn man aber genau auf sein<br />

Mienenspiel achtete, würde man nicht einen Menschen<br />

vor sich zu sehen geglaubt haben, dem so eben ein<br />

großes Vermögen gleichsam wider Willen in’s Haus geworfen<br />

worden war. Gegen seine Gewohnheit sprach<br />

er dem Weine stärker als sonst zu.<br />

Er stieß mit Herrn Zobelmeier an, so oft dieser es begehrte,<br />

und that ihm auch regelmäßig Bescheid. Erregt

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