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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 879 —<br />

Er schrieb deßhalb, in seiner Behausung wieder angekommen,<br />

sogleich an den greisen Weber, fügte seinen<br />

Zeilen den größeren Brief des Grafen bei und gab beide<br />

Schreiben unverweilt auf die Post.<br />

Mit Frau Sempiterna hatte der Candidat am Abend<br />

dieses Tages noch ein nicht ganz freundschaftliches Gespräch<br />

durchzuführen. Erst als der sehr genauen und<br />

haushälterischen Frau die wiederholte Versicherung,<br />

<strong>von</strong> Seiten ihres Gatten geworden war, daß er außer<br />

seiner Zeit kein Opfer gebracht habe, gab sie sich nach<br />

und nach zufrieden über die närrischen Liebhabereien<br />

ihres Bücherwurms und dessen unbegreifliche <strong>Die</strong>nstwilligkeit<br />

für nichts und wieder nichts.<br />

VIERTES KAPITEL. ES TAGT.<br />

Vor <strong>Ammer</strong> lagen zwei geöffnete Briefe. Auf beiden<br />

hafteten die Blicke des Greises, während tiefe Runzeln<br />

seine breite Stirne durchfurchten.<br />

Frau Anna blickte einige Male schüchtern um die<br />

halb zurückgeschobene spanische Wand und beobachtete<br />

mit sorgenvollen Mienen den schweigsamen Gatten.<br />

Schon zum sechsten Male kehrte sie wieder und<br />

noch immer saß <strong>Ammer</strong> in der früheren Haltung vor<br />

dem Tische und starrte auf die Briefe. <strong>Die</strong> Sorge ließ<br />

die Geängstigte nicht länger zaudern. Sie hustete leise<br />

und redete den Gatten an.<br />

Vater, sprach sie, du hast doch nicht abermals<br />

schlimme Nachrichten erhalten? Das Paquet war stark,<br />

es kam wohl weit her?<br />

<strong>Ammer</strong> sah seiner Frau ernst ins Gesicht.<br />

Nimmst du eine auffallende Veränderung an mir<br />

wahr? fragte er.

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