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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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beleidigen fürchtete und dies seinen Absichten schaden<br />

konnte, befliß er sich ebenfalls ernst, ja sogar im<br />

herrnhutischen Sinne heilig zu erscheinen.<br />

Wimmer begrüßte den Sohn seines Freundes mit einer<br />

Rührung, die sich kaum der Thränen enthalten<br />

konnte. <strong>Die</strong> süßliche Freundlichkeit des Herrnhuters<br />

schlug heute in eine frömmelnde Zerknirschung um. Es<br />

gehörte ein starker Glaube dazu, dies Wesen des Mannes<br />

für natürlich und wahr zu halten, für das Ergebniß<br />

tiefer geistiger Bewegung. So jung nun auch Fürchtegott<br />

war und so wenig ihn die Schule des Lebens gereift<br />

hatte, sein weltlicher, dem Praktischen zugekehrter<br />

Sinn wandte sich entrüstet ab <strong>von</strong> diesem frivolen<br />

Spiel mit erheuchelten Gefühlen. Zum ersten Male<br />

machte Wimmer einen unangenehmen, fast abstoßenden<br />

Eindruck auf ihn, und der Gedanke, ein Mensch,<br />

der sich nicht entblöde, das Göttliche in solcher Weise<br />

zu profaniren, müsse jeder Frevelthat, jeder Verrätherei<br />

fähig sein können, stieg beängstigend auf in seiner<br />

Seele. Je freundlicher, demüthiger, heiliger sich Wimmer<br />

gab, desto kühler wurde das Entgegenkommen<br />

des jungen <strong>Ammer</strong>.<br />

Du mußt heute Geduld mit mir haben, lieber Bruder<br />

im Herrn, sprach der fromme Handelsmann, den<br />

scheuen, mißtrauischen Blick Fürchtegott’s bemerkend.<br />

Wärst du Ohrenzeuge gewesen der erhebenden<br />

Rede, die ich heute mit anzuhören <strong>von</strong> unserm Heilande<br />

gewürdigt worden bin, du würdest sicherlich meine<br />

Gefühle theilen. Welche Eintracht unter den Brüdern!<br />

Welche aufopfernde Liebe, wo das Wort des Herrn lauter<br />

gepredigt wird unter den Heiden! Wahrlich, lieber<br />

junger Bruder, wäre ich in deinen Jahren, fähig, große

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