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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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neu etablirte Geschäft rasch in Blüthe, das darauf verwandte<br />

Capital kehrte zurück in die Hände der Eigenthümer<br />

und vergrößerte sich in dem Verhältniß, wie<br />

es coursirte. Das Land zählte die <strong>Ammer</strong> alsbald unter<br />

die reichsten <strong>Familie</strong>n; sie selbst wußten sich Nicht<br />

genau abzuschätzen, der alte <strong>Ammer</strong> widersprach jedoch<br />

nicht, wenn man ihn scherzweise einen Millionär<br />

nannte.<br />

Christlieb, der nicht der ächte Sohn seines Vaters<br />

hätte sein müssen, wäre er ganz frei gewesen <strong>von</strong> Eigenheiten,<br />

begann jetzt im Gefühle des sich mit jedem<br />

Tage mehrenden Reichthums, Spielereien zu treiben,<br />

die seine Neigungen, seine geheimen Wünsche verriethen.<br />

Auf dem runden verwitterten Thürme des alten<br />

Schlosses, dessen Baulichkeiten ein neuer Flügel<br />

in modernem Styl angefügt wurde, pflanzte er einen<br />

gewaltigen Flaggenstock auf, den er wohl scherzweise<br />

seinen »Weberbaum« nannte. Sonn- und Feiertags,<br />

bisweilen aber auch in der Woche, flatterte an diesem<br />

Flaggenstocke eine Fahne, entweder in den Farben<br />

der Provinz oder der Stadt, zu deren Jurisdiction<br />

Weltenburg gehörte. Das Wappen der frühern Besitzer<br />

des Schlosses war herabgenommen und an dessen<br />

Stelle das sehr einfache Zeichen der <strong>Ammer</strong> mit einer<br />

Schnörkelei darüber, die sich allenfalls zu einer Freiherrnkrone<br />

zusammenziehen ließ, eingemauert worden.<br />

Der junge Fabrikant hörte sich gern Herr <strong>von</strong> Weltenburg<br />

nennen, und man sah es ihm an, daß er sich<br />

gegen eine Standeserhöhung sicherlich nicht gesträubt<br />

haben würde.

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