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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 655 —<br />

<strong>Die</strong>se Equipage machte nicht geringes Aufsehen.<br />

<strong>Die</strong> ältesten und reichsten <strong>Familie</strong>n der Stadt besaßen<br />

nicht ein entfernt ähnliches Gefährt. So oft einer der<br />

Brüder oder Beide, bequem und vornehm in den elastischweichen<br />

Kissen desselben ruhend, sich auf den<br />

Straßen der Stadt sehen ließen, verursachten sie fast<br />

einen Auflauf. Auf ebenem Wege hörte man diesen<br />

meisterhaft gebauten Wagen kaum rollen, so zweckmäßig<br />

wiegte er sich in seinen starken Federn. Ein paar<br />

junge, gleichfarbige, feurige Rappen, die sehr viel Geld<br />

kosteten, wurden ebenfalls angeschafft, und damit ja<br />

nichts fehlen möge, die Besitzer desselben zu vornehmen<br />

Leuten zu stempeln, brachte man ein Phantasiewappen<br />

an jedem Wagenschlage an.<br />

Der alte <strong>Ammer</strong> machte große Augen, als er den<br />

neuen Fortschritt seiner Söhne auf der breiten Straße<br />

der Cultur zum ersten Male erblickte. Er besah sich<br />

die Equipage <strong>von</strong> allen Seiten genau, betrachtete das<br />

närrische Phantasiewappen, auf dem sich der stumpfe<br />

Thurm <strong>von</strong> Weltenburg befand, erprobte mit den<br />

Händen die Elasticität der mit himmelblauem Sammet<br />

überzogenen Sitzkissen, und ging kopfschüttelnd <strong>von</strong><br />

dannen.<br />

Hast du die Karrete an Zahlungsstatt annehmen<br />

müssen? fragte er seinen Sohn. Ein paar tausend Gulden<br />

ist sie wohl werth?<br />

Christlieb erwiderte, er habe die Equipage, da sie<br />

ihm über alle Maßen gefallen, deßhalb gekauft, damit<br />

der Vater, dem das Gehen ja doch allgemach schwer<br />

werde, recht bequem eine Spazierfahrt darin machen<br />

könne.

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