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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 419 —<br />

einem Dritten das ergötzlichste Schauspiel. <strong>Die</strong>ses Genusses<br />

erfreute sich denn in vollstem Maße Herr Erichson,<br />

der sich gar nicht satt sehen konnte an der Pantomime,<br />

die <strong>von</strong> Seiten seiner Frau mit Eifer und Leidenschaft,<br />

<strong>von</strong> Seiten Fürchtegott’s mit schalkhaftem<br />

Uebermuth aufgeführt wurde. Dabei vergaß Madame<br />

Erichson nicht, ihrem Gaste die besten Bissen vorzulegen,<br />

und Fürchtegott, dem mit Ueberwindung der anfänglichen<br />

Schüchternheit der gesundeste Appetit zurückgekehrt<br />

war, ließ es sich trefflich schmecken, ohne<br />

deßhalb sein Gesten- und Mienengespräch mit der liebenswürdigen<br />

Dame des Hauses zu unterbrechen.<br />

So wurde es ziemlich spät. Dem Sohne des Webers<br />

verstrich der erste Abend unter fremden Menschen<br />

höchst vergnüglich. War ihm auch Manches auffällig,<br />

konnte er auch nicht begreifen, wie es möglich sei,<br />

mit Unbekannten so vertraut umzugehen, so gefiel ihm<br />

doch auch wieder dieser Weltton und steigerte seine<br />

Begierde, recht viel zu sehen, recht weit zu reisen. An<br />

die Heimath dachte er gar nicht mehr. Das ihn umgebende<br />

Neue, das im Augenblick noch in die Schleier<br />

einer trüben Septembernacht gehüllt war, beschäftigte<br />

ihn ganz und ausschließlich.<br />

In <strong>Ammer</strong>’s Hause war man, wie wir schon früher bemerkt<br />

haben, gewohnt, zeitig zur Ruhe zu gehen. <strong>Die</strong>se<br />

Gewohnheit hatte auch Fürchtegott bis jetzt beibehalten.<br />

Kam die Zeit heran, wo die <strong>Familie</strong> sich zu trennen<br />

pflegte, so fühlte Fürchtegott immer eine Neigung zum<br />

Schlafe. Nur heute war dies nicht der Fall gewesen. <strong>Die</strong><br />

lebhafte, aber eigenthümliche Unterhaltung mit Madame<br />

Erichson trug ohne Zweifel viel dazu bei, mehr aber<br />

noch mochte auf Fürchtegott die große Lebhaftigkeit

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