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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 197 —<br />

die Kammer, druckte behutsam die Thür auf, stieg die<br />

Treppe hinab und begab sich nochmals in sein Cabinet.<br />

Was veranlaßte den Weber zu so seltsamem Thun?<br />

Durften die Seinigen nicht wissen, daß ihn der Schlaf<br />

floh? Oder fürchtete er sie zu beunruhigen, wenn sie<br />

<strong>von</strong> seinem Wachen Kenntniß erhielten?<br />

<strong>Die</strong> verschlossenen Fensterladen hüllten das Innere<br />

des Zimmers in undurchdringliche Finsterniß. <strong>Ammer</strong><br />

hielt aber in allen Dingen auf Ordnung, und so<br />

ward es ihm leicht, Licht anzuzünden. Es war eine kleine<br />

nur schwach brennende Lampe, deren gaukelndes<br />

Flämmchen noch ein niedriger Blechschirm bedeckte<br />

und abdämpfte, die <strong>Ammer</strong> auf den Ofensims stellte,<br />

um bei der nur geringen Helligkeit auf’s Gerathewohl<br />

aus einem Packe roth und grün gemischten Garnes eine<br />

Handvoll Fäden hervorzuziehen.<br />

Jetzt nahm der Weber die Lampe und trug sie nach<br />

dem Tische, welcher in der nördlichen Zimmerecke<br />

stand. Aus dem Schiebkasten holte er eine Papierscheere<br />

hervor, setzte sich, zog die Lampe näher heran und<br />

zerschnitt die Garnfäden in fünf Theile. Alle fünf Theile<br />

mischte er durcheinander und warf sie dann in seine<br />

Hausmütze. Als auch dies geschehen war, blickte er<br />

sich um, beugte den grauschimmernden Kopf, dessen<br />

Haaren der Kamm entfallen war, weßhalb sie jetzt unordentlich<br />

um das blasse, aufgeregte Gesicht des Webers<br />

hingen, etwas vor und horchte. Obgleich er nichts<br />

Störendes vernahm, schlich er doch nach der Thür des<br />

Cabinetes und schob <strong>von</strong> Innen den Riegel vor.<br />

Wieder an den Tisch zurückgekehrt, schüttelte <strong>Ammer</strong><br />

die Garnfäden in seiner Mütze, schloß dann die

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