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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 768 —<br />

<strong>Die</strong>nst versagte, gerieth der alte Mann in einen stillen<br />

Ingrimm, daß die Nächststehenden mit vereinten Bitten<br />

in ihn drangen, er möge sich doch fortan schonen<br />

und das ganze Geschäft, das ihm doch keine Freude<br />

mehr gewähre, für immer aufgeben.<br />

Anfangs weigerte sich <strong>Ammer</strong> hartnäckig, da aber<br />

die angedeutete Stimmung und in Folge deren auch<br />

die heftigen Scenen sich wiederholten, der gebrechliche<br />

Mann auch durchaus nicht zu bewegen war, den<br />

zweckmäßigen Neubau zu beziehen, kam er nach einiger<br />

Zeit selbst zu der Einsicht, es sei besser für ihn,<br />

wenn er das Arbeiten und Sorgen jetzt Andern überlasse.<br />

Nach langen und ausführlichen Unterhandlungen,<br />

an denen seine sämmtlichen Kinder Theil nahmen,<br />

übertrug <strong>Ammer</strong> seinem Schwiegersohn Albrecht Seltner<br />

das Geschäft, ließ das neu erbaute Haus auf ihn<br />

umschreiben und setzte sich selbst zur Ruhe.<br />

Als diese Uebertragung rechtskräftig beendigt war,<br />

seufzte <strong>Ammer</strong>, denn er kam sich jetzt überflüssig vor<br />

in der Welt.<br />

Ich wollte, nun käme bald mein Schöpfer, sagte er,<br />

berührte meine Augen mit seinem Finger und spräche:<br />

Komm Alter, ich will dich sehen und dich verstehen<br />

lehren die Gefilde der Seligen und die Räthsel<br />

des Glaubens. Aber so leicht wird es mir nicht werden.<br />

Mein Herz, ich fühl’s, schlägt noch gar zu weltlich und<br />

sodann ist’s auch sündhaft, hab’ ich mir allzeit vorpredigen<br />

lassen, sich selber den Tod zu wünschen, zumal<br />

wenn man noch zu leben hat und Kinder, die einen alten,<br />

hinfälligen Menschen, wenn’s sein muß, pflegen<br />

können. Darum: wie der Herr will!

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