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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 288 —<br />

Kurz, es herrschte überall die größte Thätigkeit, und<br />

man sah an der großen Ordnung, an dem ganzen rührigen<br />

Lebensbilde, daß ein starker, entschlossener Wille<br />

leitend, gebietend und anordnend das Ganze zusammenhalte.<br />

Auf die Frage des Herrnhuter nach Herrn <strong>Ammer</strong><br />

wies sie ein Maurerpolirer nach dem halboffenen Bretterschuppen<br />

der Steinmetzen, die in einer Reihe am<br />

südlichen Rande des Hügels sich befanden. Bald gewahrten<br />

sie unter den Arbeitern die Gestalt des alten<br />

Webers. Er saß auf einem noch unbehauenen Werkstücke<br />

und sah bald hinunter auf den Fluß, bald blickte<br />

er nach dem Gebirgskamme, über welchem aus<br />

schwarzem Gewölk <strong>von</strong> Zeit zu Zeit rothgelbe Blitze<br />

zuckten. Vertieft in seine Gedanken, bemerkte der Weber<br />

nicht die heranschreitenden beiden Männer. Erst<br />

als sie schon neben ihm standen und Wimmer’s weiche<br />

Stimme ihn grüßend bei Namen rief, kehrte er sich um<br />

und verließ seinen harten Sitz.<br />

<strong>Ammer</strong> war binnen Jahresfrist auffallend gealtert.<br />

Sein sehr starkes Haar schimmerte in ehrwürdigem<br />

Weiß und kräuselte sich, da er es nicht gern schnitt,<br />

im Nacken zu dichten Locken. Auch seine Gesichtszüge<br />

hatten gealtert und dadurch etwas Hartes angenommen.<br />

Ueberhaupt blickte er mehr finster als heiter<br />

in die Welt, so daß man beim ersten Begegnen kaum<br />

einen <strong>von</strong> seltenem Glück begünstigten Mann in ihm<br />

erkannt haben würde.<br />

Sieh da, Freund <strong>Ammer</strong>! sprach Wimmer, ihm die<br />

Hand entgegenstreckend. Da thronst du ja mitten in<br />

deinem Reiche wie ein König. So gefällst du mir, lieber

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