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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 785 —<br />

Sünder und ermangeln des Ruhms, den wir vor Gott<br />

haben sollen.« – Ja, ja, so ist es. Ruhm begehren wir<br />

wohl, aber leider nur Ruhm, den die Welt gibt, den<br />

rechten, der <strong>von</strong> Oben kommt, den stoßen wir <strong>von</strong> uns<br />

wie einen räudigen Hund. Und sollten doch auf unsern<br />

Knieen bitten, daß er bei uns bleibe alle Tage bis an<br />

unser Ende.<br />

Du bist bewegt, Vater. Soll ich dir vorlesen aus dem<br />

Leben der Missionäre? Das wird dich unterhalten, erquicken,<br />

deinen Geist in ferne Gegenden versetzen und<br />

<strong>von</strong> allerlei Trübem, das hier um dich schwirrt und Nebelkreise<br />

um deine reine Stirne legt, abziehen.<br />

<strong>Ammer</strong> ließ seine lahme Rechte vom Krückenstocke<br />

herab auf das dicht an sein Knie gebeugte Haupt Erdmuthe’s<br />

gleiten und sagte:<br />

Gute, fromme Seele! Wie schwer würde ich zu tragen<br />

haben an der Last meiner Jahre, und an den<br />

Schmerzen, die mir die Welt bereitet, hätte mein<br />

Schöpfer mir nicht vergönnt, in dein <strong>von</strong> gutem Geist<br />

erleuchtetes Auge zu sehen. Verlasse mich nicht, Erdmuthe,<br />

wenn dereinst der Sturm an den Grundvesten<br />

meines Hauses rütteln sollte, und nun lies mir vor aus<br />

deinen prächtigen, belehrenden Büchern.<br />

Erdmuthe küßte die Hand des Greises, nahm dann<br />

ihr Buch wieder zur Hand und las mit wohltönender<br />

Stimme die merkwürdigen Schicksale und Abenteuer<br />

eines Missionärs unter den Malayen. Da <strong>Ammer</strong> nicht<br />

Alles verstand, unterbrach er die Lesende oft, und Erdmuthe<br />

erklärte mit würdiger Bescheidenheit dem Greise,<br />

was er wünschte, und setzte die Lectüre erst fort,<br />

wenn er sagte, es sei nun genug, er begreife jetzt, was<br />

der gelehrte Buchschreiber gemeint habe.

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