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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 646 —<br />

Verlorener, stürmte er vor so langen Monden <strong>von</strong> dannen,<br />

nicht des bittenden Rufes ihrer Aller achtend, und<br />

jetzt stand er so frisch, so schön, so männlich vor ihr,<br />

daß sie fast zweifelte, ob dieser Fürchtegott auch wirklich<br />

ihr ächter Bruder sei. Der Entfliehende war in Flora’s<br />

kindlich reinem Gemüth ein großer Frevler, und<br />

den aus ungemessenen Fernen freiwillig Heimgekehrten<br />

mußte sie wider Willen bewundern und verehren.<br />

<strong>Ammer</strong> selbst, an dessen Seite Fürchtegott Platz genommen,<br />

ward nicht müde, ihm die wunderlichsten<br />

Fragen vorzulegen, über welche die Uebrigen oft lachten,<br />

die aber Fürchtegott mit der lobens- und liebenswürdigsten<br />

Geduld und Bereitwilligkeit beantwortete.<br />

Meinethalben lacht, so viel ihr wollt, sagte der alte<br />

Weber gutmüthig. Da ich in meinen Jahren und<br />

bei meinen Gewohnheiten doch niemals bis an’s große<br />

Wasser komme, noch gar über dasselbe hinaus, muß<br />

ich mir’s doch <strong>von</strong> dem jungen Volke, das – wer weiß,<br />

– vielleicht gar noch einmal über Länder und Meere<br />

hinwegfliegen wird, beschreiben lassen. Und zu genau<br />

und ausführlich kann eine solche Beschreibung für<br />

meinen alten etwas schwer zugänglichen Weberkopf<br />

gar nicht gerathen.<br />

Wimmer hatte viel zu thun, denn es war sein fest<br />

ausgesprochener Wunsch und Wille, seine Freunde<br />

einmal bei sich zu Gaste zu sehen. Mit einer Liebenswürdigkeit,<br />

die man ihm kaum hätte zutrauen mögen,<br />

machte er den Wirth und führte zum ersten Male<br />

seit ihrer Verheirathung, Frau Anna zur Tafel, die <strong>von</strong><br />

Martha’s und zweier helfenden Schwestern geschickten<br />

Händen festlich geschmückt und mit den besten<br />

Delicatessen bestellt war.

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