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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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Indeß können auch Umstände eintreten, wo die Oeffnung<br />

eines Briefes durch Fremde sogar geboten, wo es<br />

Pflicht eines Freundes, eines Christen ist. Solche Fälle<br />

kommen in unserer freilich aus lauter Schwestern und<br />

Brüdern bestehenden Gemeinde nicht ganz selten vor.<br />

Wäre dein Vater einer der Unsrigen, –<br />

Würden Sie diesen Brief öffnen?<br />

Nein, sagte der Herrnhuter, ich würde dies nicht<br />

thun, aber ich dürfte es. Uebrigens ist es auch nicht<br />

nöthig. Dein sehr vorsichtiger Bruder, den der Herr mit<br />

vielen seltenen Gaben ausgerüstet hat, ist so klug gewesen,<br />

diesen Brief, den du schon so lange mit wechselnder<br />

Neugierde betrachtest, zu copiren und einem<br />

an mich und den würdigen Freund und Bruder Graf<br />

Alban gemeinschaftlich gerichteten Schreiben beizulegen.<br />

Du kannst also, wenn es dich beruhigt, Einsicht<br />

da<strong>von</strong> nehmen, ehe dein Vater erfährt, was sein ferner<br />

Sohn ihm zu eröffnen für unerläßlich hält.<br />

Mit diesen Worten überreichte Wimmer dem erstaunten<br />

Jünglinge den offenen Brief seines Bruders.<br />

Christlieb schwankte einige Augenblicke, nicht wissend,<br />

was er thun solle. Denn ihm erschien es unerlaubt,<br />

sich mit dem Inhalte eines nicht an ihn gerichteten<br />

Briefes früher bekannt zu machen und ohne Wissen<br />

dessen, an den er geschrieben war. Erst als Wimmer ihn<br />

nochmals dazu aufforderte, durchlas der junge Mann<br />

mit Aufmerksamkeit das ziemlich lange Schreiben.<br />

Was sagst du dazu? sprach der Herrnhuter, als<br />

Christlieb das Blatt nachdenklich auf den Tisch legte.<br />

Meinst du nicht, es müsse meinen viellieben Freund<br />

recht innerlich erquicken?

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