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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 93 —<br />

Albrecht, der einzige Sohn <strong>von</strong> <strong>Ammer</strong>’s Nachbar,<br />

ein aufgeweckter junger Mann, erhielt durch Einführung<br />

der Zeitung Gelegenheit, mehrmals in der Woche<br />

in das Haus des reichen Webers zu kommen. <strong>Ammer</strong><br />

und Albrecht’s Vater lebten seit Jahren in stillem<br />

Unfrieden. Veranlassung dazu war ein unbedeutender<br />

Gegenstand gewesen, der vom Gericht zu Gunsten des<br />

Webers entschieden ward. Seitdem mieden sich beide<br />

Nachbarn. Dem begüterten <strong>Ammer</strong> konnte dies gleichgiltig<br />

sein, Jeremias Seltner aber litt darunter. Er besaß<br />

außer seinem kleinen Grundstücke kein Vermögen<br />

und mußte sich, wenn nicht kümmerlich, so doch mühsam<br />

forthelfen. Ebenfalls der Weberei beflissen, hätte<br />

ein freundschaftliches Verhältniß mit dem vermögenden<br />

Nachbar ihm <strong>von</strong> mannigfachem Nutzen sein können,<br />

da <strong>Ammer</strong> jeden Unbemittelten, war er nur sonst<br />

ein rechtlicher Mann, bereitwillig unterstützte. In früheren<br />

Jahren war dies wiederholt geschehen, da sie<br />

Jugendfreunde und Schulkameraden waren. Seit dem<br />

erwähnten Zerwürfnisse aber kümmerte sich <strong>Ammer</strong><br />

nicht mehr um den Nachbar, und dieser sah mit Verdruß<br />

das wachsende Glück des Reichen, während er<br />

selbst immer mehr zurückkam. Indessen erstreckte sich<br />

<strong>Ammer</strong>’s Abneigung gegen Seltner nicht auf dessen<br />

Sohn, dem er als einem gesitteten und fleißigen jungen<br />

Manne gewogen blieb, obwohl er allen Umgang mit<br />

ihm vermied und diesen sehr bestimmt auch den Seinigen<br />

untersagte. Wahrscheinlich hätten ein paar gute<br />

Worte <strong>von</strong> Seiten des Nachbars das frühere Verhältniß<br />

schnell und für immer wieder hergestellt, allein Seltner,<br />

nicht weniger hartnäckig als <strong>Ammer</strong>, konnte sich

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