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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 661 —<br />

und ein Engel an Herzensgüte, treuer Liebe und aufopferndem<br />

Wesen.<br />

Still, still! versetzte <strong>Ammer</strong> abwehrend. Engel sind<br />

alle Mädel und Weiber, wenn man verliebt ist, später<br />

schlagen sie ab und zu auch in’s Gegentheil um. Aber<br />

muß es denn gerade eine Herrnhuterin sein? Du weißt,<br />

lieber Sohn, ich habe aus mancherlei Gründen nicht<br />

viel vor mit den Herrnhutern. Und nun gar die herrnhutischen<br />

Weiber! Und eine Missionärin! Du bist just<br />

kein Heiliger, dich ziehen die Freuden der Welt mehr<br />

an, als gut ist. Wie kannst du zu solcher stillen Herrnhuterin<br />

passen? Wie willst du mit ihr Seide spinnen?<br />

Hast du das Alles reiflich überlegt?<br />

Ja, Vater, erwiderte Fürchtegott. Ich habe Zeit gehabt,<br />

mein Herz zu prüfen, nicht Wochen, sondern Jahre<br />

lang. Als ich die Reise nach Amerika antrat, wußte<br />

ich bereits, daß Erdmuthe’s Seele an der meinigen<br />

hing. Ich fand sie drüben in paradiesischer Einsamkeit<br />

unter <strong>von</strong> ihr zum Christenthum Bekehrten wieder –<br />

als Wittwe! Nie sah ich eine würdigere Trauer, nie eine<br />

in ihrem Schmerz gefaßtere Seele. Damals verlobte ich<br />

mich ihr und gestern – gestern, mein Vater, habe ich<br />

nach Jahrelangem Harren die Zusage erhalten, daß sie<br />

mir jetzt unverweilt ihre Hand zum ewigen Bunde reichen<br />

kann!<br />

An diese Eröffnungen knüpften sich Mittheilungen,<br />

die uns bereits hinlänglich bekannt sind. <strong>Ammer</strong> erfuhr<br />

jetzt <strong>von</strong> seinem Sohne, unter wie sonderbaren<br />

Umständen er die gewesene Missionärin zum ersten<br />

Male gesehen, wie er sie in seine Arme geschlossen habe<br />

ohne sein Zuthun. Er erzählte ferner <strong>von</strong> dem bei<br />

Graf Alban gefundenen Tagebuch der jungen Frau und

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