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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 276 —<br />

Wäre es nicht viel klüger, lieber Bruder, Sie fragten<br />

gar nicht mehr nach ihm? warf Graf Alban ein. Was ist<br />

üherhaupt an dem Manne gelegen? Unsern Zwecken<br />

dient er niemals, wir brauchen mithin nicht ihn, sondern<br />

höchstens seine Mittel, und diese sind uns, soweit<br />

Sie dieselben nicht schon in Händen haben oder doch<br />

mittelbar über sie verfügen, durch beide Söhne gewiß;<br />

denn der Aeltere hängt zuletzt, wie Sie ja selbst sagen,<br />

<strong>von</strong> seinem energischeren jüngeren Bruder ab.<br />

Wimmer hob seinen Kopf etwas und sah den neben<br />

ihm sitzenden Grafen mit seltsamen Augen an; dann<br />

seufzte er, legte die feinste Frömmlermiene auf und<br />

versetzte:<br />

Lieber Bruder in Christo, was mich so wunderbar<br />

hinzieht zu dem Weber, das in Worte zu kleiden, vermag<br />

ich nicht. Es ist eine Art Wahlverwandtschaft, Magnetismus,<br />

Nächstenliebe, vielleicht gar Schicksal oder,<br />

was für Männer des Glaubens und der Bruderliebe, wie<br />

wir, wohl richtiger sein mag, eine Fügung unseres Heilandes,<br />

die mich an <strong>Ammer</strong> kettet. Ich könnte nicht<br />

mehr leben, sollte ich <strong>von</strong> ihm lassen. Darum arbeite<br />

und bete ich Tag und Nacht zu meinem grundgütigen<br />

Gott, daß er mich begnadigen möge, den Sinn des starren<br />

Mannes zu beugen und ihn zu freiem Handeln geneigt<br />

zu machen in unserm Sinne.<br />

Nun, wer weiß, was geschieht, sagte Graf Alban. Mit<br />

den Jahren verliert sich der Eigensinn. <strong>Ammer</strong> soll jetzt<br />

nicht mehr so rüstig sein, wie noch vor wenigen Jahren.<br />

Seit der Verheirathung seiner Tochter führt der<br />

Schwiegersohn das Geschäft mehr als er selbst, und<br />

um die Neuerungen bekümmert er sich ja doch nur,<br />

um seinen Aerger daran auszulassen.

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