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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 970 —<br />

Hier unterhielt sich <strong>Ammer</strong> durch die stets offen stehende<br />

Thür mit den im Wohnzimmer befindlichen Personen.<br />

Bisweilen humpelte er wohl selbst hinüber, um<br />

an den Fenstern die Runde zu machen und nach dem<br />

Wetter auszuschauen, denn das große <strong>Familie</strong>nzimmer<br />

gewährte nach zwei Himmelsgegenden und besonders<br />

auf das hohe Grenzgebirge eine freie Aussicht.<br />

In den Abendstunden besuchte regelmäßig Jeremias<br />

Seltner den Jugendfreund, um den Rest des Tages<br />

mit ihm zu verplaudern. <strong>Die</strong>se Abendstunden waren<br />

für <strong>Ammer</strong> die genußreichsten des ganzen Tages. Er<br />

durchlief und überschlug dann im Gespräch mit Seltner<br />

sein ganzes vergangenes Leben und liebte es bei<br />

allen wichtigern Epochen, mochten sie nun erfreulicher<br />

oder unerfreulicher Art sein, mit einem gewissen<br />

Wohlgefallen zu verweilen. Des Irrthümlichen der letzten<br />

Jahre ward dabei ebenfalls gedacht, nicht aber mit<br />

herben Worten, sondern ruhig prüfend, indem er ohne<br />

Leidenschaft und Bitterkeit das Geschehene recapitulirte.<br />

Eines Abends sagte <strong>Ammer</strong> zu dem alten Freunde:<br />

Was meinst du, Jeremias? Ist’s wohl zu billigen, daß<br />

meine Söhne es mit der neu erfundenen Weberei versuchen<br />

wollen? Du darfst’s mir nicht verdenken, Alter,<br />

daß ich ’was ängstlich um mich sehe, wenn ich überschlage,<br />

was die Neuerungen mich und den Meinigen<br />

gekostet haben, und doch mag ich keine Einwendungen<br />

dagegen machen, weil’s ja doch eine reelle Weberei<br />

ist, so wenig ich die Sache auch begreifen kann.<br />

Du meinst den Jaquardstuhl? erwiderte Jeremias<br />

Seltner.

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