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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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gegen den Staat, mußte also der Obrigkeit strafbar erscheinen,<br />

wenn – die Sache entdeckt wurde. Christlieb<br />

wagte es, seinem Gefährten dies leise anzudeuten.<br />

Zobelmeier lachte. Schau’n S’, sagte er, darum<br />

braucht man sich halt gar nicht zu kümmern. Der<br />

Mensch lebt, wie er kann, und da sich’s sehr schlecht<br />

lebt, wenn man keine Geschäfte macht, so macht man<br />

halt auch Geschäfte, wie man kann. Was ist Unrecht?<br />

Dümmer sein, als ein albernes G’setz! Meine Moral ist,<br />

nimm, wo du ’was findest, ohne Jemand zu berauben.<br />

Aufheben, was Andere verlieren, ist kein <strong>Die</strong>bstahl. Ich<br />

sammle bloß ein, damit ich halt nicht in Noth komme<br />

und Mangel leide. Warum ist’s Lotto erfunden? Doch<br />

wohl, daß man’s spielen und, wenn man nicht gar ein<br />

tölpischer Troddel ist, ’was dabei profitiren soll? Ich<br />

rathe Ihnen, Herr <strong>Ammer</strong>, spielen’s eine Terne, und Sie<br />

werden sehen, daß ich Recht hab’.<br />

Christlieb mußte wieder an die vielgepriesene Speculation<br />

denken. Auch das Lottospiel, wie der Reisende<br />

es ihm geschildert hatte, war nichts Anderes, es war<br />

nur eine in anderer Form auftretende Speculation, ein<br />

Handel mit dem Glück, nicht sicherer und nicht unsicherer,<br />

wie jede andere Handelsunternehmung, deren<br />

Ziel uns nicht bekannt ist. Es ward ihm immer<br />

sonderbarer, immer bänglicher. Das war nun der dritte<br />

Mensch, scheinbar ein Ehrenmann, wie Mirus und<br />

Wimmer, und doch schien es dem jungen Weber, als<br />

seien die Seelen aller drei Männer hohl und leer. Einen<br />

Augenblick lang graute es ihm vor den Menschen, und<br />

er mußte seinem schlichten, alten Vater, der nie einen<br />

Finger breit, wie er meinte, abgewichen war vom steilen<br />

Pfade strengster Gewissenhaftigkeit, vollkommen

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