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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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mit der deutlichen Inschrift in Golddruck: »Dem hochverehrten<br />

Herrn Grafen Alban seine dankbare Freundin<br />

unter den Heiden« zog ihn magnetisch an.<br />

Der Graf hat eine Freundin unter den Heiden, sprach<br />

er zu sich selbst, unverwandt seine Augen auf das<br />

anziehende Büchlein heftend. Wie mag einer solchen<br />

Freundin wohl zu Muthe sein, wenn sie an die fernen<br />

Lieben im Vaterlande denkt! – Ob es Briefe sind oder<br />

Gebete, die sie dem Grafen sendet? Ob er wohl gar<br />

mit ihr in ferner Welt gelebt und Theil genommen hat<br />

an der Bekehrung der Heiden? – Mag sie schon lange<br />

ihrem Berufe leben oder gar für die Dauer dieses<br />

Lebens verpflichtet sein, unter jenen halb oder ganz<br />

wilden Volksstämmen sich auszuhalten? –<br />

<strong>Die</strong>se verschiedenen Fragen drängten sich Fürchtegott<br />

auf und wiederholten sich so schnell und immer<br />

<strong>von</strong> Neuem, daß er dem Drange seines Herzens endlich<br />

nachgab und mit schüchterner Hand nach dem Büchlein<br />

griff. Da er etwas zitterte, berührte er ganz unmerklich<br />

eine kleine silberne Schelle, die einen leisen,<br />

sanft erschallenden Ton <strong>von</strong> sich gab, vor dem der junge<br />

<strong>Ammer</strong> dennoch so stark erschrak, daß er zurückfuhr<br />

und sich scheu umblickte, als stehe er im Begriffe,<br />

ein Verbrechen zu begehen. Dennoch streckte er die<br />

Hand noch einmal nach dem verführerischen Büchlein<br />

aus, diesmal schon etwas zuversichtlicher und ohne<br />

zu zittern. Er ergriff es, trat schnell zurück und nahm<br />

in dem Lehnsessel Platz, der dem Tische zunächststehend,<br />

dem Grafen als Arbeitsstuhl diente.<br />

Als Fürchtegott das Heft öffnete, fiel ihm der Name<br />

Erdmuthe Gottvertraut in die Augen. Zittern befiel<br />

ihn; es überrieselte ihn bald heiß, bald kalt, und

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