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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 36 —<br />

hat, ich bleibe still hinter meinem sichern Webstuhle<br />

sitzen.<br />

<strong>Die</strong> Brüder waren genöthigt, für diesmal den wichtigen<br />

Gegenstand fallen zu lassen, um den schwer zu<br />

behandelnden, in seinen Ansichten äußerst hartnäckigen<br />

Vater nicht aufzubringen und sich dadurch die<br />

Möglichkeit abzuschneiden, gelegentlich wieder einmal<br />

darauf zurückzukommen. –<br />

Mutter und Schwester hatten inzwischen den Abendtisch<br />

gedeckt und riefen jetzt Vater und Söhne zur frugalen<br />

ländlichen Mahlzeit. <strong>Ammer</strong> würde es für eine<br />

arge Sünde gehalten haben, ohne vorher gesprochenes<br />

Gebet einen Bissen zu genießen. Dem Herkömmlichen<br />

in allen Dingen hold, hielt er auch in dieser Hinsicht<br />

fest an dem Ueberlieferten und betete nach alter Sitte<br />

laut mit sämmtlichen Hausgenossen, wobei die <strong>Die</strong>nstleute<br />

an einem besondern Tische zunächst der Thür<br />

saßen. Während der Mahlzeit sprach der Weber nur<br />

wenig, warf nur bisweilen ein befehlendes Wort hin,<br />

das <strong>von</strong> dem Gesindetische respectvoll erwidert ward,<br />

und zog sich unmittelbar nach beendigter Mahlzeit in<br />

sein Cabinet zurück, noch kurze Zeit mit Ordnen und<br />

Besichtigen <strong>von</strong> Garnen beschäftigt, die am nächsten<br />

Morgen zur Verarbeitung ausgegeben werden sollten.<br />

<strong>Die</strong> Brüder blieben mit Mutter und Schwester in der<br />

gemeinsamen Wohnstube, an deren schmucklosen, mit<br />

hellgelber Oelfarbe angestrichenen Holzwänden ein<br />

paar Webstühle standen, im Volksdialekt »Gezehe« genannt.<br />

<strong>Die</strong>s waren die Arbeitsstätten Christlieb’s und<br />

Fürchtegott’s, wenn sie nicht im Auftrage des Vaters<br />

»außer Landes« sich befanden, wie man damals jedes

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