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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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das Mannesalter erreicht, waren stattliche Gestalten<br />

und trugen in ihren Zügen das Gepräge <strong>von</strong> Menschen,<br />

die alle rastloses gedankliches Arbeiten gewöhnt sind.<br />

Beide Brüder kleideten sich städtisch und zwar sehr<br />

elegant. <strong>Die</strong> feinsten Stoffe waren ihnen nicht zu gut,<br />

nicht zu theuer. Doch vermieden sie, gleichviel ob aus<br />

Grundsatz, aus eigenthümlichem Geschmack oder Caprice,<br />

die gang und geben Moden, wie sie Deutschland<br />

aus Frankreich überliefert worden, mitzumachen. Der<br />

Schnitt ihrer Kleider war etwas abweichend <strong>von</strong> der<br />

streng französischen Mode, er war voller, reicher zu<br />

nennen und trug entschieden das Gepräge der Kaiserstadt<br />

an der Donau. Auf diesen Geschmack thaten sich<br />

die Brüder etwas zu Gute, indem sie Allen, die mit ihnen<br />

im Verkehr standen oder traten, damit zu erkennen<br />

geben wollten, daß sie in Wien heimisch seien.<br />

Das levantinische Geschäft erforderte einen fortwährenden<br />

Verkehr mit Wien. <strong>Die</strong>sen leitete, nach geschlossener<br />

Uebereinkunft, ausschließlich Christlieb,<br />

während der transatlantische Handel in Fürchtegott’s<br />

Händen lag. Christlieb hatte zu besserer Orientirung<br />

wiederholt Wien besucht und reiste, nachdem auch<br />

dieser Geschäftszweig geordnet worden war und die<br />

erfreulichsten Resultate auswies, regelmäßig zweimal<br />

des Jahres dahin.<br />

Der letzte Ausflug Christlieb’s an die Donau hatte<br />

über zwei Monate gedauert; seine Rückkehr erfolgte<br />

nicht mit der kaiserlichen Post oder, wie dies in der<br />

ersten Zeit geschah, auf dem »Stellwagen«, Christlieb<br />

erschien eines Tages vor Weltenburg in einem der elegantesten<br />

Wiener Wagen, den er sich in der Kaiserstadt<br />

gekauft hatte.

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