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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 397 —<br />

die Jüngere der beiden Frauen sprang hastig auf ihn<br />

zu, verbeugte sich, ihre Arme über der Brust kreuzend,<br />

ceremoniös vor dem Jünglinge, und sagte:<br />

Herr, du hast mir zwar wehe gethan, aber ich grüße<br />

dich doch mit dem Gruße des Glückes!<br />

Das Mädchen ergriff dabei seinen Stock und führte<br />

diesen an ihre Lippen. Rückwärts gehend, näherte sie<br />

sich wieder dem Herdfeuer, setzte sich neben ihre Gefährtin<br />

und begann abermals die Flamme anzufachen.<br />

Koch dem Herrn ein paar Eier, befahl jetzt der<br />

schlanke Mann; er ist vom Wege abgekommen und will<br />

nur diese Nacht uns mit seiner Gesellschaft beehren.<br />

Doretta, meine Reiseflasche!<br />

<strong>Die</strong> jugendliche Person stand sofort auf, eilte in den<br />

Verschlag, wo der Fremdling das Pferd des jungen <strong>Ammer</strong><br />

untergebracht hatte, und kam schnell mit einer<br />

schön geschliffenen Flasche, in der eine gelblich-rothe<br />

Flüssigkeit schimmerte, und mit einem ebenfalls geschliffenen<br />

Becher zurück. Fürchtegott erkannte jetzt<br />

mit einiger Beschämung in Doretta dieselbe Zigeunerin,<br />

die er am Abend des heftigen Unwetters an der<br />

Waldschenke so hart, ja fast grausam <strong>von</strong> sich gestoßen<br />

hatte. Er war verwirrt, schlug die Augen nieder<br />

und wagte das waldgeborene Kind nicht mehr anzublicken.<br />

Doretta dagegen holte jetzt flink und scheinbar<br />

in fröhlicher Laune einen Kessel nebst Dreifuß herbei,<br />

die ältere Gefährtin brachte Wasser und Eier, breitete<br />

ein Tuch auf dem Lehmboden aus und bereitete<br />

Alles zu einem frugalen Abendessen vor.<br />

Euer Wohl, Herr, sagte der Zigeuner zu Fürchtegott,<br />

den Becher mit der goldgelben Flüssigkeit bis zum<br />

Rande füllend und ihm denselben kredenzend. Nach

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