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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 960 —<br />

Selbst eine schwarzwälder Uhr mit dem Kukuk, welcher<br />

bei jedem Glockenschlage sein »Kukuk« rief, fehlte<br />

nicht.<br />

Für diese Aufmerksamkeit dankte <strong>Ammer</strong> der geliebten<br />

Tochter nur durch wiederholte Händedrücke.<br />

Uebermannt <strong>von</strong> Rührung, vermochte er geraume Zeit<br />

nicht zu sprechen. Erst als der muntere Otto dem Großvater<br />

<strong>von</strong> seinem eigenen Thun und Treiben ein Langes<br />

und Breites vorplauderte und Frau Anna jetzt wieder<br />

in althergebrachter Weise den blank gescheuerten<br />

Lindentisch mit weißer Damastserviette überbreitete,<br />

fand er Worte.<br />

Wahrhaftig, Mutter, sagte er, seinen Enkel mit beiden<br />

Armen umschlingend, die alten Zeiten kehren wieder!<br />

Wußte ich doch in den letzten Jahren gar nicht recht,<br />

wie mir zu Muthe war. Jetzt sehe ich wieder hinunter<br />

in’s Thal, drüben blinken die Thürme der Stadt, ich<br />

höre das Geklapper der »Gezehe« und dort sitzt richtig<br />

Nachbar Jeremias noch an seinem fichtenen Tisch, wie<br />

ich ihn immer sitzen sah, wenn ich ab und zu manchmal<br />

über das Stacket hinüberschielte. Ja, ja, grüß’ Gott,<br />

Alter! Es ist auch Zeit, daß du dich wieder sehen läßt.<br />

Konnte es ihm freilich nicht verdenken, daß er Weltenburg<br />

nicht leiden mochte. – Da kommt er, noch rasch<br />

und stramm, als wäre er ein mittlerer Fünfziger!<br />

Jeremias Seltner, dem das Glück der <strong>Ammer</strong> nie behagt<br />

und deßhalb auch nie ihn aus seiner engen Lebensbahn<br />

gedrängt hatte, trat jetzt in’s Zimmer und<br />

schüttelte dem Alten herzlich die Hand.<br />

Endlich wird es wieder ein vernünftiges Bissel Leben<br />

hier geben, sprach er. So lange du und deinen Kindern<br />

das Schloß am Halse hing, konnt’ ich’s nicht loben. Es

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