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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 325 —<br />

Christlieb und sein junger Schwager, Albrecht Seltner,<br />

führten bei dieser Verladung die Aufsicht, und gewiß<br />

konnte der accurate Weber zu diesem Geschäft keine<br />

sorgsamere, gewissenhaftere Menschen finden. Sobald<br />

ein Wagen beladen war, traten beide junge Männer<br />

zusammen, um ihre Aufzeichnungen zu vergleichen,<br />

die dann jedesmal trefflich zusammenstimmten.<br />

Ungefähr einen Steinwurf entfernt <strong>von</strong> der Straße<br />

nach Westen zu erhob sich jetzt ein kleines allerliebstes<br />

Häuschen, das so nett und blank aussah, als ob es<br />

geschäftige Hauskobolde in jeder Nacht vom Giebel bis<br />

zur Kellertreppe scheuerten. Das Erdgeschoß bestand<br />

aus übereinandergelegten Holzbohlen, die mit schwefelgelber<br />

Oelfarbe angemahlt waren. Wo bessern Haltes<br />

wegen noch eine besondere Befestigung sich nöthig<br />

machte, bemerkte man zahlreiche große Holznägel,<br />

deren Knöpfe in schimmerndem Weiß prangten.<br />

<strong>Die</strong> Fenster waren klein, aber blank, und die Umrahmung<br />

derselben etwas grell saftgrün angestrichen. Vor<br />

der Thür war eine Laube angebracht, die ein noch<br />

sehr jugendliches Geisblatt mit zarten Ranken zu umspinnen<br />

begann. Ueber derselben am reinlichen Fachwerk<br />

des Obergeschosses hing eine große, <strong>von</strong> zahllosen<br />

Kugeln durchlöcherte Scheibe, ein geputztes Mägdelein<br />

darstellend, das mit huldvollem Lächeln einem<br />

schmucken Krieger die Hand reichte. <strong>Die</strong> Brust dieses<br />

Kriegers war durchsichtig gemalt, d. h. an der Stelle,<br />

wo das Herz sich befindet, sah man dies auf der Scheibe<br />

in Natur. Ein wohlgezielter Büchsenschuß hatte dies<br />

Herz durchlöchert und den glücklichen Schützen, Albrecht<br />

Seltner, zur Würde eines Schützenkönigs erhoben.

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