06.01.2013 Aufrufe

Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 942 —<br />

zur Prüfung uns auferlegtes. Armer, an seinem Schöpfer<br />

irre gewordener Mann! – Hätte ich ihn jetzt hier,<br />

oder wüßte ich, wo ich ihn träfe, es wäre möglich, daß<br />

ich nochmals ganz leise an sein Herz klopfte und anfragte,<br />

ob er jetzt anderen Sinnes geworden sei? Ob er<br />

die Tage, die uns der Herr etwa noch schenken möchte<br />

zur Vorbereitung auf Jenseits, mit mir gemeinschaftlich<br />

verbringen und unsere Seelen dennoch versöhnen<br />

wollte? Das Herz des Menschen ist wandelbar und unschlüssig<br />

und mir will’s nicht gefallen, daß ich wissen<br />

muß, wie es, so nahe dem Grabe, einen Menschen gibt,<br />

der mir grollt, vielleicht auch gar mir flucht. Ich habe<br />

freilich mein Unrecht an ihm lange schon gesühnt, aber<br />

den Keim zu seiner verkehrten Gedankenrichtung legte<br />

doch meine Hand zuerst mit in seine Seele.<br />

Erdmuthe’s sanftmüthige Züge verklärten sich während<br />

dieser Worte. Jetzt stand sie auf, knüpfte die losen<br />

Bäder ihres Häubchens unter dem feinen runden Kinn<br />

fest und sagte:<br />

Bester Vater, ich kenne einen Weg, der zum Heile<br />

führt. Der Herr will mich erleuchte, ich fühl’s! Es<br />

ist nicht geistiger Stolz, der mich so sprechen läßt, es<br />

ist Gottes Wille, der sich oft am mächtigsten zeigt in<br />

den Schwachen. O, wie oft hat dies Gefühl mich erwärmt,<br />

mich beseligt, als ich noch das Kreuz predigte<br />

den braunrothen Söhnen des Waldes in Surinam!<br />

Glaube mir, Vater, und du, mein theurer Gatte, den<br />

mir ja Gottes wunderbare Führung auch wiedergegeben,<br />

als ich schon fürchten mußte, dich verloren zu<br />

haben, glaubt mir, ich rette den scheinbar Verlorenen,<br />

wenn ich ihm die Hand reichen und Worte mit ihm reden<br />

kann, wie der Mund Gottes sie mir in’s gläubige,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!