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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 585 —<br />

zitternde Handschrift. Unter starkem Herzklopfen erbrach<br />

er das Siegel. <strong>Ammer</strong> schrieb:<br />

»Mein lieber Sohn!<br />

»Allem Vermuthen nach muß es Dir sonderbar gut<br />

ergehen in der Fremde, sonst würdest Du wohl nicht so<br />

trutziglich gerad’ vor Dich hinsehen und eine so scharfe<br />

Rede führen. Mich freut’s zwar aufrichtig, daß sich<br />

mein Sohn als ein richtiger <strong>Ammer</strong> kund gibt auch unter<br />

den Heiden und anderem Volk, jedennoch wäre es<br />

mir grausam lieb, so ich unter der Kraft und dem Willen<br />

auch einige Demuth des Herzens entdecken möchte.<br />

Finde da<strong>von</strong> in Deinem Schreiben wacker wenig,<br />

und das gefällt mir nicht. Schaffe das ab ein nächstes<br />

Mal und ich werde mich freuen.<br />

»Der Wimmer ist ein Tausendsasa. Wir waren hart<br />

aneinander, aber das Licht der Wahrheit und Freundschaft<br />

brachte uns wieder auf heitere ebene Wege.<br />

Bin’s nun zufrieden, wie Ihr’s treiben wollt, separirt<br />

wird jetztund aber noch nicht! Das stände mir schön<br />

an, nun ich’s schier gebracht habe bis zum Herrn auf<br />

Weltenburg, daß ich allein fortklepperte mit meinen<br />

alten Gezehen, 1 während die Herren Söhne im Sturmwind<br />

in’s Große hineinwirthschafteten. Nein, lieber<br />

Sohn, es bleibt, wie’s gewesen ist bisher. Wird’s mir<br />

zu schwer, so packe ich schon <strong>von</strong> selber ein und setze<br />

mich zur Ruhe auf dem alten Thurm in meinem Schlosse.<br />

<strong>Die</strong> Aussicht <strong>von</strong> seiner Zinne ist aparte schön und<br />

auch ’was weit, so daß Einer mit einem guten Mond?<br />

oder Sonnengucker <strong>von</strong> der neumodischen Manier bis<br />

halb an’s Ende der Welt sehen kann. Und unten zu Füßen<br />

liegt die schöne Gotteswelt mit all ihren Freuden<br />

1 Webstühle.

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