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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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der Ihrem Freunde und dessen ganzer <strong>Familie</strong> unter<br />

der Maske treuester, hingebendster Freundschaft so<br />

unglaublich viel Böses zugefügt hat, zu strafen, so können<br />

Sie nur sogenannte moralische Mittel gegen ihn<br />

anwenden. Mein unmaßgeblicher Rath wäre: zwicken<br />

Sie sein Gewissen! Man sagt, Gewissensbisse seien<br />

schmerzhafter als jede körperliche Tortur. <strong>Die</strong> Tortur<br />

ist schon längst in civilisirten Staaten abgeschafft, ich<br />

wüßte mich aber nicht zu erinnern, daß unsere humane<br />

Gesetzgebung es verbiete, Jemand, den man haßt,<br />

den man strafen und vernichten will, durch geistige<br />

Martern langsam zu Tode zu quälen. Ich glaube also,<br />

es ist dies, weil eben nicht verboten, gesetzlich erlaubt,<br />

und da es nur auf die Methode ankommt, die man dazu<br />

wählen will, so ist man auch nicht verhindert, eine<br />

scheinbar humane der inhumanen vorzuziehen. Haben<br />

Sie nicht gehört, meine Herren, daß schon Menschen<br />

zu Tode gestreichelt worden sind? Herr Wimmer ist ein<br />

sanfter Mann gewesen sein ganzes Leben lang, was also<br />

hindert Sie, Sanftmuth mit Sanftmuth zu vergelten,<br />

und den ewig Bruderliebe Lächelnden ganz sanft, aber<br />

ohne Unterbrechung zu streicheln, bis er lachend die<br />

Seele aushaucht?<br />

Block lachte ebenfalls, während er sein einziges Auge<br />

fragend <strong>von</strong> Einem auf den Andern gleiten ließ.<br />

Herr, ich muß Ihr sagen, versetzte Mirus, obwohl<br />

ich mich zum Christenthum bekenne, möchte ich einen<br />

Feind doch nicht mit sammetnen Handschuhen an der<br />

Gurgel packen. Aber lassen wir das vorerst. Mir will es<br />

wichtiger scheinen, zu hören, was uns die Herren da<br />

mitzutheilen oder vorzuschlagen haben.

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