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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 170 —<br />

ein Glas guten Rheinwein, den der Weber, wie er aus<br />

Erfahrung wußte, in seinem Keller niemals ausgehen<br />

ließ.<br />

Während der Advocat dem Weine tüchtig zusprach,<br />

verlor sich mehr und mehr die menschenfeindliche<br />

Stimmung, welche den eigentlichen Kern seines Wesens<br />

zu bilden schien, zugleich aber trat das wirklich<br />

Dämonische seines Charakters noch schärfer hervor.<br />

<strong>Ammer</strong>, ohnehin nicht gewöhnt, außer der gewohnten<br />

Zeit sich leiblichen Genüssen zu ergeben, war ungemein<br />

mäßig und leistete eigentlich seinem Gaste nur<br />

Gesellschaft.<br />

Ich habe Euch jetzt <strong>von</strong> dem unterrichtet, Webermeister,<br />

was mich zu Euch führt. Entschließt Euch nun<br />

rasch und greift zu!<br />

Herr Mirus ist ungleich besser bei Kasse, als ich und<br />

– und nehmen Sie mir’s nicht übel, werther Herr Advocat,<br />

erzürnen mag ich mir den reichen Kaufmann nicht.<br />

Zehntausend Thaler reichen hin, um Euch das Fünffache<br />

zu sichern!<br />

Ich hab’ sie nicht, auch wüßte ich wirklich nicht, was<br />

mir ein Rittergut sollte. Ich selbst verstehe nichts <strong>von</strong><br />

Oekonomie und meine Kinder wissen auch kaum ein<br />

Haferfeld <strong>von</strong> einer Kleebrache zu unterscheiden.<br />

Ihr könnt die Wirthschaft verpachten, <strong>Ammer</strong>, und<br />

nur die Gebäude für Euch behalten.<br />

Soll ich in einem herrschaftlichen Hause vergeuden,<br />

was ich mir erarbeitet und erspart habe? Nimmer, Herr<br />

Advocat, so lange <strong>Ammer</strong> seine Gedanken noch beisammen<br />

hat!<br />

Begehrt kein Mensch, Webermeister, erwiderte Block,<br />

sein leeres Weinglas füllend. Kommt, auf Euer und

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