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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 155 —<br />

Januar zu. Um diese Zeit waren <strong>von</strong> verschiedenen Seiten<br />

Briefe eingelaufen, die im Grunde erfreulich lauteten,<br />

<strong>Ammer</strong> indeß doch allerhand Bedenken erregten.<br />

Da wandte sich unter Anderm ein Prager Haus mit einer<br />

Bestellung an ihn, wie sie ihm früher noch nicht<br />

vorgekommen war. Man begehrte <strong>von</strong> ihm Leinenzeug<br />

nach einem beigefügten Muster. Liefern konnte er das<br />

Verlangte, aber wie kamen die Prager darauf, gerade<br />

ein so verwunderliches Muster zu wählen und ihn, der<br />

das Haus nicht kannte, mit diesem Auftrage zu beehren?<br />

Es ist dein Ruf, Vater, sagte Fürchtegott, der Ruhm<br />

deines Namens in der Weberwelt.<br />

Spanische Schlösser sind’s, die in deinem Kopfe liegen,<br />

versetze <strong>Ammer</strong>. Laßt mir den Ruhm nicht in’s<br />

Haus, bitt’ ich! Lieber seh’ ich den Wolf 1 in der Stube,<br />

als diesen windigen Kerl <strong>von</strong> Ruhm, den das Narrenvolk,<br />

die Philosophen und Gelehrten erfunden haben,<br />

und der so buntscheckig in der Welt ’rumläuft, wie die<br />

Hanswurste, die zur Jahrmarktszeit vor den Schaubuden<br />

die Ausrufer machen.<br />

Du wirst doch nicht ablehnen, sagte Christlieb.<br />

Schwerlich, versetzte <strong>Ammer</strong>. Mich verdrießt’s nur,<br />

daß ich wieder Auslagen, also auch neue Sorgen habe.<br />

Bedenke den Verdienst! sagte Fürchtegott. Der ersten<br />

Bestellung folgt sicherlich bald eine zweite.<br />

Härm’ mich wenig d’rum, brummte der alte Webermeister,<br />

’s wird mir gar zu bunt und ich hatte mir gerechnet,<br />

ich wollte mich mit dem fünfundsechzigsten<br />

1 So nennt der Lausitzer Grenzbewohner die dampfende Luft,<br />

welche sich in strengen Wintern beim Oeffnen der gewöhnlich<br />

sehr stark geheizten Zimmer an den Thüren zeigt.

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