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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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großartigen Etablissement einen Besuch abzustatten.<br />

Wie gewöhnlich war die Zahl derer, die aus weiterer<br />

Entfernung kamen, bedeutender, als die ganz in der<br />

Nähe wohnender Besucher. Namentlich verirrten sich<br />

Städter nur höchst selten nach Weltenburg, sei es, daß<br />

es ihnen nicht behagte, eine altadelige Besitzung in eine<br />

Fabrik verwandelt zu sehen, sei es, weil der wachsende<br />

Reichthum des früher kaum beachteten Webers<br />

die weniger glücklichen Bürger mit Neid erfüllte und<br />

sie deßhalb abhielt, die neue Schöpfung in Weltenburg<br />

zu besichtigen. Christlieb <strong>Ammer</strong>, der, wie bereits erwähnt<br />

wurde, schon seit Monaten seinen bleibenden<br />

Aufenthalt in Weltenburg genommen hatte, war deßhalb<br />

nicht wenig erstaunt, als er eines Tages, da er<br />

gerade vom Schlosse zur Spinnerei hinabsteigen wollte,<br />

ein paar ihm wohlgesinnte Persönlichkeiten Arm in<br />

Arm die gewundene Straße zum Schlosse hinaufsteigen<br />

sah. Anfangs glaubte er seinen Augen nicht trauen<br />

zu dürfen, bald aber konnte er nicht mehr zweifeln.<br />

Sie waren es, die Glücklichen, die so wenig Wünsche<br />

und doch so vielen Aerger hatten, weil es ihnen an Arbeit<br />

fehlte. Der gelehrte Candidat der Gottesgelahrtheit,<br />

Herr Still, und seine sehr wirthliche und herrschsüchtige<br />

Frau Sempiterna schritten wirklich selbander<br />

auf das Thor Weltenburgs zu.<br />

Häufige Bewegung in freier Luft und unausgesetzte<br />

Thätigkeit, die Christlieb <strong>Ammer</strong> sich selbst nach Gutdünken<br />

wählen konnte, hatten seinem früher etwas gedrückten<br />

oder abhängigen Wesen mehr Spannkraft gegeben.<br />

Er sah frisch und kräftig aus, das Gesicht war<br />

etwas gebräunt, das Auge blickte frei in die Welt. Nicht

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