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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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in den Bahngeleisen fortschreiten, welche die zahlreichen<br />

Schlitten hinterlassen hatten. Außerdem schnitt<br />

die Luft messerartig scharf, Millionen feine Schneesternchen<br />

zitterten und tanzten in der Atmosphäre und<br />

prickelten wie Nadelstiche auf der Haut. <strong>Ammer</strong> jedoch<br />

gab darauf nichts. Von Jugend auf an strenge<br />

Kälte gewöhnt, wie jeder Winter, mit nur äußerst seltenen<br />

Ausnahmen, sie in den Gebirgen mit sich führt,<br />

erquickte und kräftigte ihn eher die scharfe Luft, die<br />

ihm bisweilen das Athmen erschwerte. Darum ging er<br />

in möglichst raschem Schritte, so gut es der rollende<br />

und unter den Tritten schreiende Schnee zuließ, die<br />

Lehne hinan. Auf der Höhe konnte man die ersten, in<br />

langer Reihe an einem Waldsaume sich fortziehenden<br />

Häuser des nächsten Dorfes, sowie den hohen Kamm<br />

des Gebirges überblicken. Der Weber hatte die Absicht,<br />

um seinem Spaziergange doch eine Art Zweck unterzulegen,<br />

bis an jene Häuserreihe ihn auszudehnen. Dort<br />

wohnte einer seiner Arbeiter, bei dem er sich erholen<br />

und dann den Heimgang wieder antreten wollte. Allein<br />

dem Zugwinde entgegen zu gehen bei einer wahrhaft<br />

sibirischen Kälte und noch dazu bei sinkender Sonne,<br />

schien ihm jetzt doch nicht rathsam. Er fühlte an<br />

dem eisigen Hauche, daß er sich bei solcher Wanderung<br />

das Gesicht erfrieren könne. Er änderte also seinen<br />

Plan und beschloß auf einem Umwege zurück zu<br />

gehen. Rechts <strong>von</strong> der Straße, geschützt durch einen<br />

hohen Waldberg, lag das Rohr. Durch dieses, das jetzt<br />

freilich mannshohe Schneewehen begruben, führte ein<br />

Fußsteig nach dem Flußthale. Als Mühlenpfad war dieser<br />

selbst im härtesten Winter betreten, weßhalb der<br />

Weber ihn ohne Bedenken einschlug.

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