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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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in engen Grenzen sich bewegendes solides Handwerk<br />

betrieben. Damals blühte noch der Linnenhandel in<br />

der nahen Stadt, deren schimmernde Bleichen Jahraus<br />

Jahrein mit den feinsten Geweben des edlen Hanfes<br />

bedeckt waren. <strong>Die</strong> großen reichen Handelsherren<br />

kauften den Webern ihre Erzeugnisse ab oder schrieben<br />

diesen vielmehr vor, was sie weben sollten. So<br />

blieb sowohl die eigentliche angesehene Weberzunft<br />

in der Stadt, wie der nichtzünftige Landweber in vollständiger<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> den Kaufleuten. <strong>Die</strong>s Verhältniß<br />

hatte Jahrhunderte gedauert, man war daran<br />

gewöhnt, befand sich vollkommen wohl dabei und<br />

wünschte deßhalb keine Aenderungen.<br />

Auch <strong>Ammer</strong>’s Vorfahren hatten gleich allen übrigen<br />

selbstständigen Webern nur auf Bestellung gearbeitet,<br />

weil sie aber sehr wirthschaftlich waren, den<br />

Ruf größter Rechtlichkeit besaßen und das Sprichwort<br />

»Ein Wort ein Mann« mit peinlichster Gewissenhaftigkeit<br />

im Leben zur That werden ließen, genossen sie<br />

größeren Vertrauens als viele ihrer Mitweber, und bekamen<br />

bei Weitem mehr Aufträge, als sie selbst bestreiten<br />

konnten. <strong>Die</strong> Noth oder vielmehr das Glück zwang<br />

sie, ein Auskunftsmittel zu erdenken. Es fand sich dies<br />

leicht in der Annahme ärmerer Weber, die sich nur<br />

mühsam durch Arbeit auf eigene Rechnung erhalten<br />

konnten. Freudig entsagten diese kleinen Weber ihrer<br />

Selbstständigkeit, traten bereitwillig in ein ehrenhaftes<br />

Abhängigkeitsverhältniß und wurden mit ungleich<br />

besserem Auskommen Weber für Lohn.<br />

Schon <strong>Ammer</strong>’s Vater hatte zwölf solcher Lohnweber<br />

unterhalten, indem er die bei ihm gemachten Bestellungen<br />

ihnen zur Ausführung übergab und je nach dem

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