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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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und führte ein <strong>von</strong> den übrigen Webern in keiner Weise<br />

verschiedenes Leben. Nur auf behaglichere Einrichtung<br />

seiner Wohnung verwandte er eine Summe Geldes,<br />

kaufte ein anstoßendes baufälliges Haus für billigen<br />

Preis und errichtete eine Mangel, da man bisher<br />

über eine Stunde weit hatte gehen müssen, um fertige<br />

Waaren appretiren zu können. Einige Jahre später legte<br />

er auch eine Färberei an, da er <strong>von</strong> einem Kaufmanne,<br />

der ein Baumwollengeschäft schwungvoll betrieb,<br />

mit ehrenden Aufträgen betraut worden war.<br />

<strong>Die</strong>se Verbesserungen machte <strong>Ammer</strong> nicht freiwillig,<br />

nicht aus innerm Drange, wie andere Geschäftsleute,<br />

deren ganzes Dichten und Trachten nur auf das<br />

Erwerben gerichtet ist, wohl zu thun pflegen. Er fügte<br />

sich der Nothwendigkeit, weil er keinen andern Ausweg<br />

sah, aber er that es widerstrebend. Den größeren<br />

Gewinn, der eine Folge dieser Verbesserungen war,<br />

strich er zwar schmunzelnd ein, doch würde er sich<br />

nicht gegrämt haben, hätte ein Anderer sich der mancherlei<br />

Mühwaltungen und damit verbundenen Verdrießlichkeiten<br />

unterziehen wollen.<br />

Ohne sich selbst genau Rechenschaft ablegen zu<br />

können, war <strong>Ammer</strong> auf diese Weise unerwartet ein<br />

reicher Mann geworden. Glückliche Handelsconjuncturen,<br />

das unbegrenzte Vertrauen fremder Menschen<br />

in seine Redlichkeit, nicht seine unermüdete Thätigkeit<br />

und kaufmännische Umsicht machten ihn dazu.<br />

<strong>Ammer</strong> hatte in dem Sinne, wie unsere Zeit es will,<br />

durchaus gar keine Anlage zum Kaufmanne, noch war<br />

es ihm je eingefallen, ein solcher werden zu wollen.<br />

<strong>Die</strong>s Wort »Credit«, dieser weltbewegende Zauberstab<br />

im kaufmännischen Leben, kannte <strong>Ammer</strong> nicht.

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