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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 49 —<br />

Ich will sie begroßhändlern! rief der Weber erbittert.<br />

Zu Leinenwebern habe ich sie erzogen und das werden<br />

sie auch bleiben, wenn der Versucher nicht zu ihnen<br />

tritt.<br />

Lieber Bruder, wo der Geist treibt und sprudelt, bedarf’s<br />

der Versuchung nicht, erwiderte Wimmer. Du<br />

bist blind, wenn du nicht siehst, was in deinen Söhnen<br />

vorgeht. Zumal der Fürchtegott ist kaum mehr zu bändigen.<br />

In dem Jungen, sag’ ich dir, steckt ein Kaufmann<br />

größten Styls. Hälst du ihn zurück hinter’m Webstuhle,<br />

so bleibt er nur so lange er muß, das heißt bis zu seiner<br />

Mündigkeit. Dann läuft er dir eines schönen Tages<br />

da<strong>von</strong> und versucht sein Glück auf eigene Faust, und<br />

durch kommt er, wenn auch mit Noth und Mühe, unter<br />

Seufzen und Klagen. Der Christlieb bleibt wohl sitzen,<br />

wo du ihn hinweisest, aber ein Weber in deinem Sinne<br />

wird er doch auch nicht. Christlieb ist ein Fabrikant,<br />

Fürchtegott ein Kaufmann – laß beide Kräfte vereint<br />

wirken und deine Nachkommen müssen einen Namen<br />

gewinnen, der sich vor den weiland Fuggern nicht zu<br />

schämen braucht.<br />

<strong>Ammer</strong> durchschritt einigemal unruhig den beschränkten<br />

Raum des engen Stübchens, wiederholt<br />

sein Käppchen bald rechts, bald links schiebend, wie<br />

er stets zu thun pflegte, wenn er innerlich bewegt oder<br />

verdrießlich war.<br />

Ich glaube gar, du möchtest die Jungen zu Grafen<br />

machen, platzte er brummend heraus.<br />

Wenn sie’s verdienten, hätte ich nichts dagegen, lieber<br />

Bruder. Einstweilen begnüge ich mich, den Einen<br />

zu einem unternehmenden Fabrikanten, den Andern

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