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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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Ohren. Er bemühte sich freilich, diese Töne fortzulächeln,<br />

er fing sogar zur Zerstreuung an, ein Lied zu<br />

trällern, aber der Fluch saß zu fest in seinem Gedächtniß.<br />

Wie ein Rabe krächzte er fort und fort, bis ihm<br />

dabei fast unheimlich zu Muthe ward.<br />

Wimmer ließ sich Wein geben, um auf lustigere Gedanken<br />

zu kommen, aber der Wein erheiterte ihn nicht.<br />

Er machte ihm Herzklopfen und die Stimme des Webers<br />

klang noch in seinem Innern lauter als zuvor.<br />

<strong>Die</strong> Luft wird mich kräftigen, sprach er zu sich selbst,<br />

bezahlte seine Zeche und fuhr der Stadt zu. Unterwegs<br />

aber peinigte ihn der Postillon mit Fragen, die er,<br />

wenn auch nur kurz und verdrossen, doch beantworten<br />

mußte, um ihn nicht noch neugieriger zu machen.<br />

Der Mensch wollte durchaus erfahren, was die Herren,<br />

die so angelegentlich nach ihm gefragt, wohl auf dem<br />

alten Schlosse gewollt haben mochten. <strong>Die</strong>s Aushorchen<br />

brachte ihn immer und immer wieder in das Zimmer<br />

<strong>Ammer</strong>’s zurück, oder es hielt ihn vielmehr ganz<br />

darin fest, so daß er sich zuletzt selbst erblickte, wie<br />

er an der Wand lehnte und der erzürnte Mann seine<br />

weißen, langen Locken gegen ihn schüttelte.<br />

Verstimmt und unschlüssig, betrat der Herrnhuter<br />

nach einer ermüdenden Reise sein leeres Haus, dessen<br />

geräuschlose Stille ihn diesmal mehr als sonst unangenehm<br />

berührte. Zwar sorgte Martha in gewohnter<br />

Weise für seine Bedürfnisse, aber was sie auch that, es<br />

geschah doch Alles nur aus Pflichtgefühl, nicht aus Liebe.<br />

Wimmer hatte es kaum jemals so schmerzlich empfunden,<br />

daß ihn auf der ganzen weiten Welt Niemand<br />

liebe, daß er völlig allein stehe unter so vielen Tausenden,<br />

daß kein Herz sich betrüben, kein Auge sich

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