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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 25 —<br />

Nu, nu, sagte Leisetritt, nur nicht gleich barsch, Herr<br />

<strong>Ammer</strong>! ’s wünschen ist eine wohlfeile Sache und,<br />

wenn man richtig denkt, der alleinzige Genuß, der die<br />

Armen nichts kostet. An Freiern, an schmucken und<br />

reichen Freiern, rechn’ ich mir, wird’s dem Goldengelchen<br />

nicht fehlen.<br />

Mein’s auch, wenn’s Zeit sein wird, sprach der Weber.<br />

Itzund hat’s Florel erst achtzehn Sommer auf’m<br />

Rücken, und die drücken sie noch nicht so sehr, daß sie<br />

partout in’s Ehebett fallen müßte. Bescheert ihr aber<br />

Gott einen wackern Burschen, rüstig, arbeitsam, ehrlich<br />

und treu, und sie sehen’s Himmelreich offen, wenn<br />

sie einander in die Augen schauen, so werd’ ich sie segnen<br />

mit Freuden. Ich bin keiner <strong>von</strong> den Narren, die<br />

nach dem Aparten angeln. Schlicht und gerade, recht<br />

und ehrlich ist mein Sprichwort, und ich denke damit<br />

durch die Welt zu kommen auch ohne vornehme Verwandtschaft.<br />

Flora kam jetzt zurück, ein kleines, nach unten sehr<br />

spitz zulaufendes Gläschen in der Hand, das sie dem<br />

Glassammler freundlich lächelnd reichte, mit ihren<br />

blühenden Lippen den Rand desselben flüchtig berührend.<br />

Dann lief sie wieder nach dem Blumen- und Gemüsegarten,<br />

wo die Mutter ihrer begehrte.<br />

Leisetritt trank das Gläschen auf einen Zug aus,<br />

schnalzte mit der Zunge und verzog seine <strong>von</strong> Natur<br />

schon krause Stirn in zahllose Runzeln.<br />

Schade, sagte er nach einer Weile, das leere Glas neben<br />

Herrn <strong>Ammer</strong> auf die hellgrün angestrichene Bank<br />

setzend. Mein’ Seel’, ’s ist schade.<br />

Was? fragte der Weber.

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