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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 350 —<br />

Gegen Mittag erreichte Fürchtegott den Brüderort.<br />

<strong>Die</strong> Straßen waren still und menschenleer wie immer,<br />

und an beiden Seiten mit saftigem Gras überwuchert.<br />

Fürchtegott stieg vor dem Gemeinlogis ab, übergab<br />

sein heiß gewordenes Pferd dem Hausknecht und bestellte<br />

für sich eine Erfrischung. Lange indeß hielt er es<br />

in dem mit zahllosen Fliegen überfüllten Gastzimmer,<br />

die einem schwärmenden Bienenstock gleich um ihn<br />

summten, nicht aus. Punkt zwölf Uhr machte er sich<br />

nach der schön gelegenen Gartenwohnung des Grafen,<br />

in der Voraussetzung, es werde die gewählte Stunde<br />

gerade die passendste Zeit zum Besuch eines so vornehmen<br />

Mannes sein, da er ja gehört und auch wohl<br />

gelesen hatte, daß reiche und vornehme Personen erst<br />

in den spätern Nachmittagsstunden das übliche Mittagsmahl<br />

einzunehmen pflegten.<br />

<strong>Die</strong>smal hatte sich jedoch der angehende Weltmann<br />

verrechnet. Graf Alban war gerade bei Tafel, nur nicht<br />

im eigenen Hause, sondern bei einem der bedeutendsten<br />

Mitglieder der Brüdergemeinde. Auf diesen Bescheid<br />

hin wollte sich Fürchtegott wieder entfernen,<br />

allein dies gab der sehr artige Bediente durchaus nicht<br />

zu. Gemäß der Weisung des Grafen, welcher den jungen<br />

<strong>Ammer</strong> erwartete, geleitete der Bediente den stattlich<br />

aussehenden Jüngling in das Wohnzimmer Alban’s<br />

und bat ihn, sich es hier so lange gefallen zu lassen, bis<br />

sein Gebieter wieder heimkehre, was sicherlich nicht<br />

gar lange dauern werde.<br />

Füchtegott kannte diesen Raum. Es war dasselbe<br />

Zimmer, in welchem ihn der Graf bei seinem ersten Besuche<br />

empfangen hatte. Auch die Mobilien kamen ihm<br />

wie alte Bekannte vor, wie denn die ganze schlichte

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