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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 915 —<br />

Gesicht zu einer malitiösen Fratze, und indem er dem<br />

Kaufmanne die Zähne wies, erwiderte er, sein Auge zukneifend<br />

und das Weinglas <strong>von</strong> Neuem erhebend:<br />

Ihr seid ein Satan, Mirus, aber es thut nichts, Euer<br />

Rüdesheimer ist doch gut, und deßhalb absolvire ich<br />

Euch.<br />

Beide stießen miteinander an, denn ungeachtet ihrer<br />

sehr verschiedengearteten Charaktere und der früheren<br />

Jahre langen Feindschaft hatten sie sich doch geraume<br />

Zeit ihrem wahren Wesen nach erkannt, und<br />

blieben einander innig zugethan. Nur das Necken<br />

konnten sie nicht lassen.<br />

Apropos, nahm der Advocat abermals das Wort, habt<br />

ihr in vergangener Nacht den Spektakel gehört? So<br />

lange ich lebe, ist es nie früher einem Postillon eingefallen,<br />

mit solcher Ausdauer das Horn zu blasen und<br />

durch seine schauerlichen Töne ehrliche Leute um ihre<br />

Nachtruhe zu bringen.<br />

Hab’s auch vernommen, das Lärmen, erwiderte Mirus.<br />

Herr, ich muß Ihr sagen, muß ein Courier gewesen<br />

sein, oder ein Kerl, der viel Trinkgelder übrig hat. Kenne<br />

unsere Postillone; die blasen nur dann uno tenore,<br />

wenn sie ordentlich gespickt werden.<br />

Mirus erkundigte sich hierauf mit großer Theilnahme<br />

nach dem Candidaten und Frau Sempiterna, und<br />

Block, der keinen versteckten Hohn in den Worten des<br />

Kaufmanns bemerkte, gab bereitwillig Antwort.<br />

Ein sonderbarer Mann, dieser Still, sagte er. Als ich<br />

noch meiner Praxis oblag und häufig mit unangenehmen<br />

Besuchen lange Unterredungen halten mußte,<br />

wich er mir geflissentlich aus, als wäre ich ein gefährlicher<br />

Mensch. Nun kann es wohl vorgekommen sein,

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