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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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so entsetzliche Weise zu verleumden? Kam Geschäftsneid<br />

hier in’s Spiel oder wirkten andere Ursachen zusammen.<br />

Von all diesen Fragen vermochte Christlieb<br />

<strong>Ammer</strong> auch nicht eine einzige zu beantworten. <strong>Die</strong>s<br />

machte ihn düster und verschwiegen, und so recht innerlich<br />

verstimmt trat er den Rückweg an. Er ahnte<br />

dunkel, daß es nicht ganz leicht sein werde, in der Welt<br />

seinen Weg zu machen; denn hatte Mirus auch nur<br />

zum Theil Recht, so ließ sich <strong>von</strong> den Mittheilungen<br />

des vielerfahrenen Kaufmannes ein Schluß machen auf<br />

die Erbärmlichkeit oder tiefe Verdorbenheit der Menschen<br />

im Allgemeinen. Sein gesunder Verstand sagte<br />

dem Jünglinge, daß entweder Einer <strong>von</strong> den beiden<br />

Männern, welche zu seines Vaters vertrautesten Geschäftsfreunden<br />

gehörten, ein durchtriebener Schurke<br />

sein müsse, oder daß in Beiden Gutes und Schlechtes<br />

sich in seltsamster Weise mische. Gehörte dies Durcheinander<br />

guter und schlechter Eigenschaften vielleicht<br />

zur Speculation, <strong>von</strong> der <strong>Ammer</strong> nichts wissen wollte?<br />

Dann allerdings war das Erlernen dieser Kunst schwer<br />

und gefährlich zugleich. Denn ein guter und glücklicher<br />

Speculant konnte doch unmöglich im christlichen<br />

Sinne ein guter Mensch, ein Mann »nach dem Herzen<br />

Gottes« sein, wie es in der Schrift heißt.<br />

Christlieb hätte sich wohl zu tief in grübelndes Nachdenken<br />

über diese ihn peinigenden Fragen versenkt,<br />

wäre er nicht glücklicherweise durch äußere Eindrücke<br />

darin gestört und alsbald ganz da<strong>von</strong> abgezogen worden.<br />

Das Schmettern eines Posthorns dicht hinter ihm<br />

forderte seinen Kutscher zum Ausweichen auf. Eine<br />

leichte Kalesche mit zwei jungen Pferden bespannt,<br />

brauste wie im Sturme an ihm vorüber und jagte die

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