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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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sich in ihrer Häuslichkeit anhäufe, der plötzlich einmal<br />

in wildverzehrender Flamme auflodern müsse, wenn<br />

man nicht behutsam jede Reibung vermeide. <strong>Ammer</strong><br />

– das wußte sie – war vielfach gereizt, weil der solide<br />

Grund seines ganzen Lebens halb durch seine Schuld,<br />

halb durch Andere, verrückt worden war. Ohne gefesselt<br />

zu sein, fühlte er sich abhängig <strong>von</strong> unangreifbaren<br />

Mächten, die außerhalb seines Gesichtkreises bald<br />

für, bald gegen ihn tausend geschäftige Hände regten.<br />

<strong>Die</strong> seinem Sinne, seiner wirklichen Ueberzeugung widerstrebende<br />

Richtung Fürchtegott’s vermehrte diese<br />

Reizbarkeit. Einfache Unterdrückung, Härte in der Behandlung<br />

des anders gearteten Sohnes waren nicht die<br />

zu gutem Ende führenden Mittel, und doch kannte der<br />

Weber in der starren Einseitigkeit seines rechtlichen<br />

Strebens und Wollens keine andere, oder sie lagen außerhalb<br />

der Grenzen seines selbstischen Wesens. Darum<br />

bangte auch ihm vor der Zukunft. Fürchtegott endlich,<br />

voll ungebändigter Jugendkraft, ehrgeizig, ruhmsüchtig,<br />

stolz auf den Besitz, der schon jetzt sein Eigenthum<br />

war, längst überdrüssig der engen, bescheidenen<br />

Verhältnisse, in denen des Vaters stillere Natur<br />

sich am wohlsten befand, voll Lebenslust und abenteuerlichen<br />

Sinnes, wartete nur auf den Augenblick, wo<br />

das weltliche Gesetz ihm eine offene Opposition gegen<br />

den eignen Vater gestatten würde. <strong>Die</strong> Kindesliebe<br />

wurde gänzlich <strong>von</strong> seinem Ehrgeiz unter die Füße<br />

getreten. Er sah in den Ermahnungen des Vaters<br />

nur Hemmschuhe für sein großes Streben, <strong>von</strong> dem er

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