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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 483 —<br />

Der aufwirbelnde Staub hatte sich verzogen und<br />

Christlieb erkannte jetzt in dem näherkommenden Reiter<br />

Herrn Wimmer. Eine Minute später hielt der Herrnhuter<br />

schon vor der Eingangspforte, zog grüßend seinen<br />

breitkrempigen Hut, klopfte dem schnaubenden<br />

Rößlein den Hals, schwang sich aus dem Sattel und<br />

sagte, mit der Reitgerte an die Stulpenstiefeln schlagend:<br />

Grüß’ Gott, lieber Freund und Bruder! Habe lange<br />

nicht mehr das Vergnügen gehabt, dich oder Einen der<br />

Deinigen <strong>von</strong> Angesicht zu Angesicht zu sehen. Sind<br />

doch alle wohlauf, die lieben Eltern und die junge Frau<br />

Schwester? Nun, will’s hoffen – siehst ja recht froh und<br />

keck in die schöne Gotteswelt hinein. Aber rufe doch<br />

einen Knecht heran, mein Lieber, daß er mein treues<br />

Thier abzäume und ihm etwas Labung gebe, sobald es<br />

sich verschnauft hat. Wir Beiden haben gar viel Wichtiges<br />

mit einander zu sprechen.<br />

Christlieb winkte einem im Schloßhofe befindlichen<br />

Knechte, der sogleich herzutrat und, den Fremden kühl<br />

grüßend, dessen Pferd in Empfang nahm.<br />

Gib dem Rößlein eine halbe Hand voll Brod, mein<br />

Freund! rief Wimmer dem Knechte nach, es ist daran<br />

gewöhnt nach scharfem Ritt. Auch wirst du wissen,<br />

daß ein rechtschaffener Christ sich zuerst seines Thieres<br />

erbarmen soll, will er selbst dereinst auf Erbarmen<br />

hoffen der vielen Thorheiten und Sünden wegen, die<br />

er wissentlich und unwissentlich begeht in einem Leben<br />

voll Wandel und Zerstreuung.<br />

Wimmer schüttelte Christlieb <strong>Ammer</strong> die Hand und<br />

ergriff darauf seinen Arm.

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