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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 405 —<br />

einen Brief für dich <strong>von</strong> dem umsichtigen, vielgereisten<br />

und gelehrten Herrn erhalten.<br />

Mit diesen Worten überreichte er das Schreiben des<br />

Grafen dem Vater.<br />

<strong>Ammer</strong> betrachtete einige Augenblicke das gräfliche<br />

Siegel, seufzte tief auf und erbrach den Brief. Während<br />

des Lesens verdüsterten sich seine Züge immer mehr,<br />

die Stirn zeigte tiefe Runzeln, er schob die Mütze so<br />

weit nach hinten, daß sie über die Stuhllehne auf die<br />

<strong>Die</strong>le fiel und die Morgensonne, die freundlich durch<br />

die hellen Fenster leuchtete, das fast schneeweiße Haar<br />

des alten Mannes mit goldigem Schimmer überglänzte.<br />

Als der Vater den Brief zu Ende gelesen hatte, legte<br />

er ihn offen vor sich auf den Tisch, klopfte mit dem Zeigefinger<br />

seiner rechten Hand auf die Schrift und sprach<br />

sein strenges Antlitz Fürchtegott zukehrend:<br />

Weißt du, was da geschrieben steht?<br />

Ich habe den Brief nicht gelesen, Vater, versetzte<br />

Fürchtegott; nach dem aber, was Graf Alban mir mündlich<br />

mitgetheilt hat, kann ich den Inhalt desselben errathen.<br />

Bist du einverstanden mit dem Grafen?<br />

Ich habe Grund, dies vermuthen zu dürfen.<br />

Bedenke wohl, mein Sohn, sagte <strong>Ammer</strong> etwas milder,<br />

bedenke wohl, daß du nicht eher mit dem Grafen<br />

einverstanden sein kannst, als bis ich, dein Vater, meinen<br />

Consens, wie die Juristen sagen, zu diesem Abkommen<br />

gegeben habe.<br />

Weßhalb, Vater?<br />

Weil du mein Sohn bist, und der Sohn seinem Vater<br />

so lange Unterthan ist, als er noch nicht selbstständig<br />

geworden.

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