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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 934 —<br />

weil die Strafgesetzgebung nicht ausreicht gegen Winkelzüge<br />

schlauer Frömmler, aber in effigie soll er doch<br />

baumeln, der Herr Bruder.<br />

Wimmer lächelte.<br />

Hat sonst noch Jemand hier ein Anliegen an mich?<br />

fragte er, ergriff seinen Stock und schlug damit an die<br />

gelben Stulpen seiner Stiefel.<br />

Wimmer, sprach <strong>Ammer</strong>, du siehst mich nie wieder<br />

auf Erden. Rechtfertige dich oder bekenne, daß du dich<br />

frevelhaft vergangen an mir und meiner <strong>Familie</strong>. Bereust<br />

du, so will ich dir vergeben!<br />

Der Herrnhuter nahm nochmals den Hut ab, schlug<br />

die Augen zum Himmel auf und sagte flehend:<br />

Ich bitte dich, mein Herr und Heiland, vergib ihnen,<br />

denn sie wissen nicht, was sie thun!<br />

<strong>Die</strong>ser frevelnde Hohn empörte den alten <strong>Ammer</strong>,<br />

weil er ihm so ganz das <strong>von</strong> Lug, Trug und Heuchelkünste<br />

überfließende Herz des Frömmlers enthüllte. Er<br />

fuhr jäh empor aus seinem Sessel, daß alle Umstehende<br />

fast vor ihm erschraken.<br />

So fahre denn hin, du Falscher! rief der Erbitterte,<br />

sein Haupt gegen ihn schüttelnd. Fahr’ hin, du Verderber<br />

meiner Kinder, du Vergifter meines Alters! Sei<br />

vermaledeit in Zeit und Ewigkeit! Wie ich bisher gebetet<br />

habe für Alle, mit denen ich lebte und wandelte<br />

und besonders für dich, so will ich, gibt mein Schöpfer<br />

mir Athem dazu, jeden Seufzer zu einem Fluch für dich<br />

verwandeln! Fahr’ hin, Verführer meines Blutes! Möge<br />

dein Auge erblinden und dein Fuß straucheln! Möge<br />

dein Pfad bestreut sein mit Gift, daß du Tod einathmest<br />

bei jedem Schritte! Mögen die Seufzer und Klagen<br />

der <strong>Ammer</strong> sich in einen Schwarm racherufender

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