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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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nichts im Wege stehen werde. Das Erscheinen der Mutter,<br />

der Flora alsbald folgte, unterbrach das Gespräch<br />

auf kurze Zeit. <strong>Ammer</strong> vermochte jedoch in der Freude<br />

seines Herzens nicht lange zu schweigen und machte<br />

deßhalb Frau und Tochter mit dem Vernommenen bekannt.<br />

Und nun gratulirt ihm und freut euch redlich! setzte<br />

er hastig hinzu, um jedes etwa mögliche Bedenken<br />

mit diesen Worten zu erdrücken, da er im Herzen doch<br />

überzeugt war, Fürchtegott habe gut gewählt.<br />

Frau Anna’s Natur war nicht widersprechend geartet.<br />

Ihr traten bei des Vaters Mittheilung sofort Thränen<br />

in die Augen, und während sie mit einer stummen<br />

Bewegung Gott dankte, zog sie den stattlichen, hochgewachsenen<br />

Sohn an sich und küßte ihn mit mütterlicher<br />

Zärtlichkeit.<br />

Etwas zurückhaltender zeigte sich Flora. Es war<br />

nicht Neid oder Mißgunst, die ihr dazu Anlaß gaben,<br />

sondern die Befürchtung, der leidenschaftliche Bruder<br />

möge sich <strong>von</strong> einer verschmitzten Abenteurin haben<br />

täuschen lassen. Erst als sie die näheren Angaben erfuhr,<br />

auch vom eigenen Vater vernahm, daß Fürchtegott<br />

Jahre lang verschwiegen und treu der so weit<br />

Entfernten unwandelbar seine Neigung bewahrt habe,<br />

erschien der Bruder ihr in einem viel edleren Lichte.<br />

Liebt er treu und wahr, sagte sie zu sich selbst, dann ist<br />

er gerettet und sicher vor allen Nachstellungen, und ist<br />

seine Braut eine Herrnhuterin <strong>von</strong> Geist und Herz, so<br />

dürften viele Männer seine glückliche Wahl beneiden.<br />

Ungefähr dasselbe, nur mit etwas anderen Worten,<br />

sagte sie auch Fürchtegott, indem sie fragend hinzufügte,<br />

ob Bruder Christlieb auch schon darum wisse?

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