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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 174 —<br />

einmal ’s Tricktrack mag ich leiden, weil meine Tochter<br />

sich einmal dabei erzürnt hat.<br />

Block mußte über die <strong>Ernst</strong>haftigkeit des Webers lächeln,<br />

doch bemühte er sich ernsthaft zu bleiben.<br />

So laßt denn Eure Söhne spielen, sagte er. Jugend<br />

wagt gern, Jugend hat auch Glück. Inzwischen bin ich<br />

Euer Banquier. Schlagt ein, Webermeister!<br />

<strong>Ammer</strong> trank hastig sein Glas aus, verließ seinen<br />

Sitz und ging unruhig im Zimmer umher. Bald rieb<br />

er sich die Hände, bald steckte er sie in die Seitentasche<br />

seiner Jacke, bald legte er sie auf den Rücken. Es<br />

war offenbar, in dem Herzen des Mannes hatten die<br />

Worte Block’s einen Kampf entzündet, der den Weber<br />

um seine ganze Gelassenheit, um allen innern Frieden<br />

brachte. Der Advocat war genug Menschenkenner, um<br />

zu wissen, daß eine Störung des in sich Zerfallenen<br />

in diesem Augenblicke ihn um alle Früchte seines Mühens<br />

bringen könne. Er ließ daher den Weber ruhig auf<br />

ab wandeln; nur manchmal sandte er einen Blitz seines<br />

scharfen Auges auf den mit hundertfachem Netz<br />

Umgarnten, während er mit trefflichem Appetite dem<br />

goldgelben Honig zusprach, den Frau Anna zum Nachtisch<br />

aufgetragen hatte. Jetzt hemmte <strong>Ammer</strong> seine<br />

Schritte, lehnte sich mit dem Rücken gegen einen der<br />

Webstühle, verschlang seine Arme über der Brust und<br />

sagte:<br />

Als ich noch jung war, träumte mir, der Versucher<br />

trat zu mir, wie er es gethan hat mit unserm Erlöser. Er<br />

zeigte mir auch viele Herrlichkeiten, verhieß mir unermeßliche<br />

Reichthümer, zauberte mit einfacher Handbewegung<br />

prachtvolle Schlösser vor meinen staunenden<br />

Augen, und träufelte dabei Worte süßen Giftes

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