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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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verlassen. Das Ihnen anzuzeigen und zugleich meine<br />

Wohnung aufzukündigen, erlaubte ich mir, Sie so frühzeitig<br />

in Ihren Studien zu stören.<br />

Candidat Still war über diese Eröffnung sehr erfreut,<br />

doch ließ er sein Entzücken den Advocaten äußerlich<br />

nicht merken. Es bedurfte dazu keiner großen Verstellung,<br />

denn diese würde dem arglosen Manne schwerlich<br />

gut gelungen sein. Er bedauerte aufrichtig, einen<br />

so langjährigen Hausgenossen für immer zu verlieren,<br />

obwohl er ihn eigentlich immer gestört, oft sogar in<br />

ganz empfindlicher Weise genirt hatte; dann aber war<br />

es ihm wieder erwünscht, eine Persönlichkeit, die nach<br />

dem Vorgefallenen Gegenstand der allgemeinsten Aufmerksamkeit<br />

bleiben mußte, nicht täglich um sich sehen<br />

zu dürfen.<br />

Binnen drei oder vier Tagen werde ich abreisen,<br />

sprach der Advocat. Ich gehe zuvörderst in die Residenz,<br />

um dort an geeignetem Orte die erforderlichen<br />

Einleitungen zu meinem Rachewerke zu treffen. Ich<br />

will es ihnen eintränken. Einen Proceß will ich führen,<br />

daß man da<strong>von</strong> reden soll noch nach fünfzig Jahren!<br />

Der Candidat, der keine Idee <strong>von</strong> einem Proceß hatte<br />

und nur wußte, daß Processe viel Geld kosten und<br />

mit großen, Unannehmlichkeiten verbunden sind, hörte<br />

nicht einmal gern da<strong>von</strong> sprechen. Um doch etwas<br />

zu erwidern, da es ihm schien, als warte der Advocat<br />

darauf, sagte er:<br />

Was wird denn aber aus Ihrer Praxis, wenn Sie uns<br />

verlassen wollen?<br />

<strong>Die</strong> hänge ich an den Nagel, versetzte Block lachend.<br />

Ich habe mir, Gott Lob, etwas verdient und kann es<br />

aushalten. Mit Weib und Kind bin ich nicht belastet,

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